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PSA-Screening auf Prostatkrebs: mehr Diagnosen, mehr Therapien?

24. März 2018

Führt ein PSA-Screening auf Prostatakrebs zu mehr Diagnosen und Therapien? Die wichtigsten Antworten liefert der Urologe Dr. Frank Schiefelbein im Video-Interview.

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Das PSA-Screening auf Prostatakrebs könnte zu einer Überdiagnostik und Übertherapie führen. Stimmt das?

Ein PSA-Screening auf Prostatakrebs richtet sich an gesunde Männer, die keine Beschwerden haben. Grundsätzlich birgt ein Screening immer die Gefahr von Überdiagnosen und Übertherapien. Ärzte sind deswegen aufgefordert, sehr klug mit den Diagnosemöglichkeiten bei Prostatakrebs und dem PSA-Wert umzugehen. Ein einmalig erhöhter Wert im PSA-Test ist noch nicht besonders aussagekräftig. 

Bei einem PSA-Screening auf Prostatakrebs finden wir vermehrt Prostatatumoren in frühen Stadien, die den Männern zu Lebzeiten vielleicht nie Probleme bereitet hätten – und diese werden dann in vielen Fällen auch behandelt. Für manche Männer bedeutet das eine Übertherapie, die sie vielleicht gar nicht gebraucht hätten. Wir benötigen in Zukunft genauere Werkzeuge in der Diagnostik – nicht nur ein allgemeines PSA-Screening auf Prostatakrebs.

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Müssen Ärzte bei einem erhöhten PSA-Wert zwingend eine Biopsie vornehmen?

Ein zu hoher PSA-Wert darf nicht automatisch zu einer Biopsie führen. Ob die Gewebeentnahme nötig ist oder nicht, müssen Ärzte sehr streng überprüfen. Auch müssen Ärzte die Notwendigkeit einer Biopsie genau mit ihrem Patienten besprechen. Letztlich müssen wir abklären, warum der PSA-Wert erhöht ist. Andere Störfaktoren wie Entzündungen müssen wir zunächst ausschließen. 

Der PSA-Wert kann außerdem zum Beispiel nach dem Sex am Vorabend oder einer Fahrradtour erhöht sein. Deswegen kontrollieren wir einen auffälligen PSA-Wert nach einer bestimmten Zeit erneut. Mit den Ergebnissen aus der Tastuntersuchung oder einer Ultraschalluntersuchung haben wir noch mehr Möglichkeiten, dem Prostatakrebs auf die Spur zu kommen und zu sehen, was mit der Prostata los ist. Ist der PSA-Wert jedoch über einen längeren Zeitraum erhöht und sind keine Störfaktoren dafür zu finden, dann besteht der Verdacht auf Prostatakrebs – und eine Gewebeprobe ist sinnvoll.

 

Welche Behandlung bekommt ein Mann, wenn er Prostatakrebs hat?

Es darf keinen Automatismus dahingehend geben, jeden Patienten sogleich zu operieren oder zu bestrahlen, wenn der Arzt einen Prostatakrebs diagnostiziert hat. Der Prostatakrebs ist nämlich ein sehr uneinheitlicher Tumor: Er kann sowohl in einer sehr aggressiven Verlaufsform als auch in einer weniger gefährlichen Variante auftreten. Der Gewebebefund aus der Biopsie mit dem sogenannten Gleason-Score zeigt uns sehr genau, wie aggressiv der Prostatakrebs ist. Und das muss natürlich die Behandlung und die therapeutischen Empfehlungen bestimmen. Die Diagnostik und die Behandlung sind immer individuell. Sie müssen auf den Patienten ausgerichtet sein.

 

Manche Männer mit Prostatakrebs erhalten zunächst gar keine Behandlung. Ist das nicht gefährlich?

Wir haben heute sehr gute Möglichkeiten, einen Mann mit Prostatakrebs auch nur zu überwachen. Hat er ein Prostatakarzinom, das wenig aggressiv ist und bei dem die Krebszellen gesunden Zellen noch sehr ähnlich sind, kontrollierenwir den Krebs aktiv. Die Ausgangssituation für diese „active surveillance“ ist auch gut, wenn der Patient in einem Alter ist, in dem der Krebs nicht mehr so schnell wächst. 

Wir überprüfen dabei den PSA-Wert und den Krebs per Tastbefund regelmäßig, um weitere Informationen über den Prostatakrebs einzuholen. In gewissen Abständen nimmt man eine Gewebeprobe und zieht den Befund als Informationsquelle hinzu. Die aktive Überwachung besitzt eine ausreichende Sicherheit, damit der Patient nicht in eine Situation kommt, in der wir den Tumor nicht mehr heilen können.