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Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) – so funktioniert sie

12. Dezember 2022 | von Ingrid Müller
Aktualisiert und medizinisch geprüft am 12.12.2022 
Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin

Bei einer Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) schrumpfen Ärztinnen und Ärzte die vergrößerte Prostata mit Hilfe winziger Kügelchen. Lesen Sie alle Fakten über die PAE, den Ablauf, die Risiken und Nebenwirkungen!

Kurzüberblick

  • Was ist Prostata-Arterien-Embolisation? Eine Therapie bei Prostatavergrößerung, verkleinert die Prostata wieder, indem man die Blutzufuhr vermindert
  • Wie funktioniert die PAE? Ein minimal-invasiver Eingriff, bei dem Blutgefäße verschlossen und die Durchblutung der Prostata eingeschränkt wird - Gewebe stirbt ab und die Prostata verkleinert sich
  • Ablauf: PAE findet in der Klinik unter regionaler Betäubung statt, über einen Katheter werden kleine Kügelchen in die Prostataarterien eigebracht und verschlossen
  • Nebenwirkungen: Nur wenige Nebenwirkungen bisher beobachtet, und wenn, dann sind sie vorübergehend
  • Für wen? Wenn die Behandlung mit Medikamenten über sechs Monate die Probleme beim Wasserlassen nicht ausreichend gebessert haben - nicht z.B.  bei Prostatakrebs, Prostataentzündung oder Harnwegsinfekten
  • Wirksamkeit: Es gibt noch keine ausreichenden Langzeiterfahrungen - daher erfolgt die PAE oft im Rahmen von Studien, Wirkung setzt aber erst nach ein bis drei Monaten ein
  • Kosten: Übernehmen die Krankenkassen in der Regel, aber vorher nachfragen!
  • PAE auch bei Prostatakrebs? Es gibt einige Studien dazu, aber noch in der Erforschung

Was ist die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE)?

Die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) ist ein noch relativ neues Verfahren, das Ärztinnen und Ärzte bei Männern mit einer gutartigen Prostatavergrößerung einsetzen. Benignes Prostatasyndrom (BPS) oder benigne Prostatahyperplasie (BHP) sind andere Namen für die vergrößerte Prostata, die viele Männer mit zunehmenden Lebensjahren plagt. 

Ziel der Prostata-Arterien-Embolisation ist es, die Blutversorgung der Prostata einzuschränken und so die vergrößerte Vorsteherdrüse wieder schrumpfen zu lassen. So sollen sich auch die Beschwerden der Männer bessern, allen voran beim Wasserlassen. Dazu gehören zum Beispiel häufiger nächtlicher Harndrang, verstärkter Harndrang tagsüber oder ein schwacher Harnstrahl.

"Die gutartige Prostatavergrößerung betrifft 70 bis 80 Prozent der Männer irgendwann im weiteren Alter."

Dr. Frank Schiefelbein, Urologe

Die Embolisation der Prostata ist ein minimal-invasiver Eingriff („Schlüssellochchirurgie“), der zukünftig eine Alternative zu einer Operation sein könnte. Der Standard bei einer Prostatavergrößerung ist heute die Transurethrale Resektion der Prostata, abgekürzt TURP. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind verschiedenen Laserverfahren oder – bei einer sehr großen Prostata – die offene Prostataoperation.

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Wie funktioniert die Embolisation der Prostata?

Die Embolisation ist ganz allgemein ein therapeutischer Eingriff, bei dem Ärztinnen und Ärzte Gefäße verschließen („veröden“). Etabliert ist die Methode schon bei gutartige Myomen der Gebärmutterschleimhaut oder bestimmten Tumoren der Leber. Bei der Prostata-Arterien-Embolisation dichten Ärztinnen und Ärzte jene Gefäße ab, welche die Prostata hauptsächlich mit Blut versorgen. Jeder Mann hat zwei größere Prostataarterien – eine rechts, eine links. Die kleineren Arterien, die Blut und damit Sauerstoff und Nährstoffe zur Prostata bringen, bleiben dagegen offen.

Um die größeren Arterien ausfindig zu machen, kommt meist die Angiografie in Kombination mit einer Computertomografie (CT) zum Einsatz. Die Angiografie ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem sich Gefäße gut darstellen lassen. Die CT arbeitet mit Röntgenstrahlen und liefert dreidimensionale, hochaufgelöste Schichtbilder der Prostata. Außerdem wird ein Kontrastmittel injiziert, um die Gefäße optisch gut sichtbar zu machen. 

Ziel der Prostata-Arterien-Embolisation ist es immer, beide größeren Arterien der Prostata zu verschließen. Den Eingriff führt ein Radiologe oder eine Radiologin durch (bei der TURP ist es ein Urologe oder eine Urologin). Am besten arbeiten jedoch in der Klinik radiologische und urologische Fachleute Hand in Hand.

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Prostata Hilfe Deutschland: Nahaufnahme eines Wassertropfens
(c) qimono/Pixabay.de

Prostata-Arterien-Embolisation: Ablauf

Der Ablauf der PAE lässt sich grob so beschreiben:

  • Vorbeugend erhalten Männer einige Tage lang Antibiotika, um das Risiko von Infektionen zu verringern. 
  • Für die PAE müssen Männer in eine Klinik gehen - der Eingriff erfolgt in der Regel stationär, nicht ambulant.
  • Die Prostata-Arterien-Embolisation findet unter einer regionalen Narkose statt (örtliche Betäubung, Lokalanästhesie, Regionalanästhesie). Betäubt wird nur die Leistengegend, weil hier der Katheter eingeführt wird. Eine Vollnarkose ist nicht nötig. 
  • Zunächst schieben Ärztinnen und Ärzte über die Leistenarterie einen Katheter in jenes Gefäß vor, dass es „abzudichten“ gilt. 
  • Anschließend bringen sie über den Katheter winzige Kügelchen ins Gefäß ein und blockieren es auf diese Weise.  Die Blutversorgung der Prostata insgesamt bleibt jedoch erhalten
  • Die Mikrokügelchen gibt es in verschiedensten Größen, weil die Arterien bei Männern unterschiedlichste Anatomien besitzen. Die Arterien haben verschiedene Durchmesser und können mehr oder weniger stark geschlängelt sein. Die kleinen Kügelchen bestehen oft aus Kunststoff, zum Beispiel Polyvinylalkohol. Sie blockieren das Gefäß und sorgen dafür, dass dauerhaft weniger Blut in die Prostata gelangt. 
  • Gegen die Schmerzen nach dem Eingriff helfen Schmerzmittel, die zugleich entzündungshemmend wirken. Meist stammen sie aus der Gruppe der Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), etwa Naproxen oder Ibuprofen.
  • Dauer der PAE: In der Regel müssen Sie ein bis zwei Tage in der Klinik bleiben. Zudem tragen Sie kurzzeitig einen Blasenkatheter, weil die Prostata nach der Embolisation zunächst anschwillt. Ärzte und Ärztinnen legen ihn vor dem Eingriff und entfernen ihn, kurz bevor Sie das Krankenhaus verlassen.

 

In Deutschland führen verschiedene Kliniken die Prostataembolisation durch. Die PAE ist für Ärztinnen und Ärzte ein kniffliger und anspruchsvoller Eingriff, der einige Erfahrung und viel Können erfordert. Denn die Prostataarterien sind sehr feine Gefäße mit geringen Durchmessern. Außerdem gibt es bei Männern unterschiedlichste anatomische Variationen der Arterien im Becken. Und: Viele ältere Männer leiden unter einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Sie ist allerdings mit zunehmenden Lebensjahren normal.

Die Vorsteherdrüse verkleinert sich aufgrund von zwei Effekten:

  • Das Prostatagewebe baut sich aufgrund der geringeren Blutzufuhr sowie des Sauerstoffmangels um und vernarbt.
  • Gleichzeitig sinkt der Testosteronspiegel in der Prostata und die Menge des biologisch aktiven Dihydrotestosterons (DHT) vermindert sich. DHT ist ein Stoffwechselprodukt des männlichen Geschlechtshormons Testosteron.

Eine kleinere Prostata bedeutet wiederum, dass sie die Harnröhre weniger stark einengt und geringeren Druck auf sie ausübt – und das wirkt sich positiv auf die Probleme beim Wasserlassen aus: weniger Toilettengänge, verringerte Restharnmenge, Verbesserung des Harnstrahls und höhere Lebensqualität.

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Prostata-Arterien Embolisation: Nebenwirkungen 

Eine Vollnarkose ist ist bei der PAE nicht nötig, was das Risiko für allgemeine Operationsrisiken senkt, zum Beispiel Schmerzen und Blutungen. Sie sind schneller wieder fit, auf den Beinen und können Ihren Alltag und Beruf wieder gut bestreiten.

Insgesamt sind bei der Prostata-Arterien-Embolisation kaum Komplikationen zu erwarten. So wurden bislang ein Samenerguss in die Harnblase (retrograde Ejakulation), eine Inkontinenz und Erektile Dysfunktion kaum beziehungsweise nicht beobachtet.

Mögliche, meist vorübergehende Nebenwirkungen sind:

  • Missempfindungen beim Wasserlassen
  • Häufiger Harndrang
  • Harnwegsinfektionen
  • Blut im Urin und Sperma

 

Prostata-Arterien-Embolisation: Für welchen Mann?

Die PAE eignet sich für Männer mit einer gutartigen Prostatavergrößerung, die Probleme beim Wasserlassen haben. Ein Vorteil ist, dass die Größe der Prostata für die PAE keine Rolle spielt. Eine Voraussetzung ist jedoch, dass eine Behandlung mit Medikamenten übermindestens sechs Monate keine ausreichenden Wirkungen erbracht hat. Nicht geeignet ist sie unter anderem bei folgenden Erkrankungen:

  • Prostatakrebs: Ärzte und Ärztinnen bestimmen zuvor in der Regel den PSA-Wert. Am Einsatz der PAE bei Prostatakrebs wird jedoch schon geforscht.
  • Gestaute Nieren - hier ist der Harnabfluss gestört
  • Große Harnblasendivertikeln  - Ausstülpungen der Blase
  • Harnblasensteine
  • Akute Harnwegsinfektionen
  • Prostataentzündung (Prostatitis)
  • Harnröhrenverengung
  • Blasenstörungen aufgrund von Fehlfunktionen der Nerven (neurogene Blasenstörung)
  • Ausgeprägte Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)
  • Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)

 

Lassen SIe sich immer ausführlich von Ihren behandelten Ärzten und Ärztinnen beraten, welche Therapie bei einer benignen Prostatahyperplase in Frage kommt und welche für Sie geeignet ist. 

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Prostata Hilfe Deutschland: Foto von Tabletten und Kapseln
ivabalk/Pixabay.com

Prostata-Arterien-Embolisation: Wirksamkeit

Auch wenn die Embolisation ein etabliertes Verfahren ist – mit der Prostata-Arterien-Embolisation gibt es noch keine ausreichenden Langzeiterfahrungen. Deshalb führen Ärzte die PAE oft im Rahmen von Studien durch. Dennoch sind die Ergebnisse aus bislang durchgeführten Untersuchungen vielversprechend. Diesen zufolge berichten 80 bis 90 Prozent der Männer, dass sich ihre Symptome einige Zeit nach dem Eingriff gebessert hätten.

Zu beachten ist jedoch, dass sich die positiven Effekte der Prostata-Arterien-Embolisation nicht sofort zeigen, sondern erst nach etwa ein bis drei Monaten. Männer brauchen also ein wenig Geduld, bis sie eine Verbesserung ihrer Beschwerden spüren. Anders ist dies bei der TUR‑P: Hier tritt die Wirkung unmittelbar ein. Den Erfolg der PAE müssen Sie in bestimmten zeitlichen Abständen kontrollieren lassen.

Prostata-Arterien-Embolisation: Übernehmen die Kassen die Kosten?

Die Prostata-Arterien-Embolisation ist in der Regel eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Sie übernehmen die Kosten für den Eingriff in vielen Fällen. Fragen Sie jedoch vorher zu Sicherheit bei Ihrer Krankenversicherung nach. Dann erleben Sie anschließend keine bösen Überraschungen und bleiben auf den Kosten sitzen.

Prostataembolisation - bald auch bei Prostatakrebs?

Bislang ist der Einsatz der PAE bei Männer mit Prostatakrebs noch ausgeschlossen. Eine kleine Studie, vorgestellt auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie im Jahr 2018, zeigte jedoch Folgendes: Mittels herkömmlicher PAE lässt sich zwar keine komplette Tumorfreiheit erreichen. Aber mit Hilfe einer technischen Abwandlung des Verfahrens könnten Ärzte und Ärztinnen womöglich bessere Erfolge erzielen.

Teilnehmer der Studie waren zwölf Männer mit lokalem Prostatakrebs. Alle erhielten eine Prostata-Arterien-Embolisation mit Mikrokügelchen. Sechs Wochen später führten Ärzte eine radikale Prostatektomie mit Unterstützung eines Roboters durch. Die Autoren untersuchten, wie gut der Tumor auf die PAE ansprach.

Bei zwei Patienten ging der Prostatakrebs ganz und bei weiteren fünf Männern teilweise zurück. Dennoch fanden die Ärzte bei allen zwölf Patienten nach der PAE noch Tumorzellen in der Prostata. Das Fazit der Forscher: Die PAE könne bei manchen Männern mit Prostatakrebs einen deutlichen Rückgang des bösartigen Tumors herbeiführen. Dennoch seien die Ergebnisse noch verbesserungsbedürftig. Notwendig seien technische Anpassungen der Prostata-Arterien-Embolisation, die bessere Ergebnisse besonders in den Randbereichen der Prostata erbringe.

Quellen: