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Aktive Überwachung bei Prostatakrebs
06. Juli 2021 | von Ingrid MüllerAktualisiert und medizinisch geprüft am 6.7.2021 von Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin |
Die aktive Überwachung eignet sich für Männer mit Prostatakrebs im Frühstadium. Lesen Sie, was hinter der „active surveillance“ steckt und wie die Methode funktioniert.
Die aktive Überwachung oder englisch „active surveillance“ ist eine Behandlungsstrategie, die sich für Männer mit einem Prostatakrebs im Frühstadium eignet. Ärzte verzichten dabei zunächst auf eine intensive Krebsbehandlung wie eine Operation oder Strahlentherapie. Dennoch bedeutet die aktive Überwachung nicht, dass Ärzte und Ärztinnnen nichts tun. Im Gegenteil: In regelmäßigen Abständen kontrollieren sie, ob der bösartige Tumor in der Prostata weiter wächst oder "Ruhe gibt".
Der Prostatakrebs lässt sich mittels PSA-Test, Tastuntersuchung, Biopsie und bildgebenden Verfahren überwachen, etwa der Magnetresonanztomografie (MRT, Kernspintomografie). Verändert sich der Tumor oder breitet er sich weiter aus, handeln Ärzte sofort und beginnen mit einer Krebstherapie. Wichtig ist, dass eine Heilung bei der aktiven Überwachung noch jederzeit möglich ist. Und: Sie können die active surveillance - falls nötig - zu jedem Zeitpunkt abbrechen und mit der Krebsbehandlung beginnen.
Aktive Überwachung Viele Männer brechen die aktive Überwachung frühzeitig ab. Aber warum? Die wichtigsten Antworten. | ![]() |
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Aktive Überwachung - Übertherapie vermeiden
Der Hintergrund dieser Therapiestrategie der aktiven Überwachung ist, dass nicht alle Formen von Prostatakrebs einer sofortigen Behandlung bedürfen. Manche Varianten von Prostatakarzinomen sind wenig aggressiv und wachsen sehr langsam. Zu Lebzeiten würden sie vielen Männern womöglich gar keine Probleme bereiten.
Auch finden Ärzte aufgrund verbesserter Früherkennungsmöglichkeiten vermehrt Prostatakarzinome in frühen Stadien. So besteht grundsätzlich die Gefahr der Überdiagnose und Überbehandlung. Die aktive Überwachung soll deshalb Übertherapien bei frühen Tumorstadien vermeiden – ohne jedoch die Heilungsaussichten zu senken.
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt immer ausführlich alle Behandlungsmöglichkeiten, wenn Sie an einem frühen Prostatakarzinom erkrankt sind. Möglich sind nicht nur die Prostataentfernung (radikale Prostatektomie) sowie die Strahlentherapie von außen und innen (Brachytherapie), sondern eben auch die aktive Überwachung des Tumors in der Prostata.
Wägen Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin sämtliche Chancen und Risiken gegeneinander ab. Wichtig ist, dass Sie alle Zweifel, Unsicherheit und Fragen auf den Tisch bringen – nur so können Sie anschließend hinter Ihrer gemeinsamen Entscheidung stehen!
Aktive Überwachung und watchful waiting – die Unterschiede
Nicht zu verwechseln ist die Strategie der „active surveillance“ mit dem „beobachtenden Abwarten“, im Englischen „watchful waiting“. Diese zielt nämlich nicht auf die Heilung des Prostatakrebses ab. Der Arzt kontrolliert den Tumor nicht in regelmäßigen Zeitabständen, sondern Männer suchen bei Beschwerden ihren Arzt auf. Dieser behandelt dann die Symptome.
Geeignet ist das watchful waiting für Männer mit Prostatakrebs, die eine geschätzte Lebenserwartung von unter zehn Jahren haben oder bei denen keine Heilung mehr möglich ist.
Sowohl die aktive Überwachung als auch das beobachtende Abwarten sind eine Möglichkeit, wenn die Krebsbehandlung den Mann stärker belasten würde als die Tumorerkrankung selbst.
Alle Krebsbehandlungen Lesen Sie, welche Therapiemöglichkeiten es bei Prostatakrebs gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben. | ![]() |
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Aktive Überwachung bei Prostatakrebs - für welchen Mann?
Die aktive Überwachung kommt für Männer in Frage, die ein lokal begrenztes Prostatakarzinom haben. Das bedeutet: Der Tumor hat noch nicht die Kapsel der Prostata durchbrochen und ist noch auf das Organ begrenzt. Zudem dürfen sich keine Metastasen in den Lymphknoten im Bauchraum, Knochen oder anderen Organen nachweisen lassen. Daneben spielen das Alter und bestehende Begleiterkrankungen eine Rolle.
Krebsspezialisten haben einige Kriterien festgelegt, um zu entscheiden, ob die aktive Überwachung für Sie in Frage kommt. Diese müssen erfüllt sein, damit Ärzte und Ärztinnen die aktive Überwachung vorschlagen können.
Die Voraussetzungen im Überblick:
- Der PSA-Wert muss 10 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) oder weniger betragen.
- Der Gleason-Score muss bei 6 oder weniger liegen.
- Der Krebs muss das Tumorstadium cT1 und cT2a nach der TNM-Klassifikation besitzen.
- Der Tumor darf nur in zwei oder weniger Stanzen von insgesamt zehn bis zwölf entnommenen Stanzen nachweisbar sein.
- Tumorgewebe darf sich in weniger oder maximal 50 Prozent einer Stanze befinden.
- Für Männer, deren Tumor einen Gleason-Score 7 besitzt (3+4 oder 7a), ist die aktive Überwachung ebenfalls eine Möglichkeit. Sie kommt dann aber nur im Rahmen einer klinischen Studie in Frage.
Ist eines dieser Kriterien nicht mehr erfüllt oder verdoppelt sich der PSA-Wert in weniger als drei Jahren, raten Ärzte dazu, die aktive Überwachung zu beenden. Dann folgen andere Behandlungen des Prostatakrebses.
Wichtig ist, dass Sie sich bei der aktiven Überwachung besonders intensiv von Ihrem Arzt beraten und begleiten lassen! Sie müssen also regelmäßig Ihren Arzt aufsuchen und den Tumor kontrollieren lassen.
Aktive Überwachung - so geht der Arzt vor
Für die aktive Überwachung gibt es eine neue Empfehlung für Mediziner: Männer, für die eine active surveillance in Frage kommt, sollten vorher eine multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT) erhalten. Diese muss den geltenden Qualitätsstandards entsprechen. So wollen Ärztinnen und Ärzte die Sicherheit erhöhen, dass sie in der systematischen Biopsie keinen Tumor mit einem hohen Risikoprofil übersehen haben.
mpMRT Lesen Sie, was eine mpMRT ist, wie sie abläuft und welche Ergebnisse sie liefert. | ![]() |
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In den ersten beiden Jahren nach der Diagnose Prostatakrebs kontrollierten Ärzte den Tumor, indem sie alle drei Monate den PSA-Wert bestimmen und eine Tastuntersuchung (digital rektale Untersuchung, DRU) durchführen. Bleibt der PSA-Wert in diesem Zeitraum stabil, dehnt sich das Kontrollintervall auf sechs Monate aus.
Zudem nehmen Ärzte eine erneute Gewebeprobe (Rebiopsie) und machen eine Magnetresonanztomografie in bestimmten Abständen. Für die Untersuchungen und Zeitintervalle gibt es einen genauen Fahrplan.
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Aktive Überwachung: Vorteile und Nachteile
Wie jede Behandlungsmethode besitzt die aktive Überwachung sowohl Vorteile als auch Nachteile.
Mögliche Vorteile sind:
- Sie erleben zunächst keine Nebenwirkungen, wie sie von anderen Krebsbehandlungen bekannt sind. Eine Operation kann verschiedenste Folgen haben, etwa Inkontinenz oder Impotenz. Auch eine Strahlentherapie ist nicht nebenwirkungsarm.
- Bei der aktiven Überwachung bleibt immer die Möglichkeit auf Heilung bestehen.
- Wenn sich der Prostatakrebs weiterentwickelt, können Sie jederzeit eine Behandlung beginnen. Auch wenn Sie sich plötzlich unsicher sind, brechen Sie die aktive Überwachung ab und fangen mit einer Behandlung an.
Mögliche Nachteile sind:
- Das Leben mit einem bösartigen Tumor in der Prostata ist für manche Männer seelisch belastend. Die Tatsache, dass der Krebs nicht verschwunden ist, sondern weiterhin in der Prostata schlummert, beunruhigt einige Männer.
- Sie müssen regelmäßig und in engen Zeitabständen Ihren Arzt aufsuchen, der den Tumor überwacht. Um Untersuchungen wie PSA-Test, Tastuntersuchung, Biopsien (auch sie hat Nebenwirkungen) und MRT kommen Sie nicht herum.
- Es bleibt ein gewisses Restrisiko, dass der Prostatakrebs unbemerkt fortschreitet und dann schlechter behandelbar ist.
Wie sicher ist die aktive Überwachung bei Prostatakrebs?
Die aktive Überwachung ist eine gute Möglichkeit, um den Prostatakrebs unter Kontrolle zu halten und zunächst auf Krebstherapien mit vielen Nebenwirkungen zu verzichten. Sie erhöht die Lebensqualität der Männer, schmälert aber nicht die Heilungschancen oder erhöht die Sterblichkeit. Die aktive Überwachung ist nach allem, was Ärzte heute wissen, eine sichere Behandlungsmethode bei Prostatakrebs.
Quellen:
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