(c) Pexels/Pixabay
Zurück zur Übersicht

DiGA-App bei Prostata-Symptomen auf Rezept

12. Juli 2024 | von Ingrid Müller

Männer mit einer gutartigen Prostatavergrößerung und Problemen beim Wasserlassen kann eine App helfen. Ärztinnen und Ärzte können die digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) auf Rezept verschreiben.

Häufiger und starker Harndrang, nächtliches Wasserlassen oder schwacher Harnstrahl – das sind nur einige Symptome, mit denen Männer mit einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, BPH) zu kämpfen haben. Solche Blasenentleerungsstörungen heißen in der Fachsprache auch vereinfacht „LUTS“. Die Abkürzung steht für engl. „Lower Urinary Tract Symptoms“. Übersetzt bedeutet dies so viel wie „Symptome des unteren Harntrakts“. 

Die App gibt es für iOS und Android zum Download im:

Für Männer mit LUTS gibt es eine neue App namens Kranus Lutera, die als Therapiebegleiter für diese Beschwerden beim Wasserlassen dienen soll. Die Gesundheits-App wurde dauerhaft in das Verzeichnis der Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen. Das heißt: Ärztinnen und Ärzte können die App auf Rezept verschreiben und diese Leistung seit dem 1. Juli 2024 auch abrechnen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür.

Verschreiben können die App Hausärzte, Internistinnen ohne Schwerpunkt sowie mit dem Schwerpunkt Nephrologie, Vertragsärzte mit Genehmigung für Blutreinigungsverfahren/Dialyse, Neurologinnen und Urologen. Sie richtet sich an Männer mit einer Prostatahyperplasie und anderen Erkrankungen der Harnblase. 

App als therapeutischer Helfer bei Harndrang

Die App bietet Männern mit Blasenentleerungsstörungen eine Therapie über zwölf Wochen. Sie kombiniert unterschiedliche Behandlungsansätze und umfasst verschiedene Funktionen, die Männern mit häufigem Harndrang helfen sollen. Einige Funktionen verfolgen einen personalisierten Ansatz und liefern individuelle Tipps – je nach persönlichen Symptomen und Problemen. 

Einige Beispiele:

  • Miktionstagebuch (Miktion = Wasserlassen oder Blasenentleerung): Dort können Männer festhalten, wie viel sie getrunken haben, was sie gegessen haben, wie häufig sie zur Toilette mussten oder welche Symptome sie haben.
  • Auf Basis dieser Daten liefert die App personalisierte Hinweise, damit Männer die Zusammenhänge zwischen der Flüssigkeitsaufnahme und den Volumina beim Wasserlassen besser erkennen können. 
  • Ein weiterer Teil der App sind ein Beckenbodentraining und physiotherapeutische Übungen, die über Text und Video vermittelt werden. Zusätzlich gibt es interaktive Elemente zum Mitmachen. 
  • Das Blasentraining und die kognitive Verhaltenstherapien sollen dabei helfen, die Kapazität der Blase zu steigern und die Häufigkeit des Wasserlassens zu vermindern. Als Unterstützung gibt es mentale Übungen zum Hören, die über Audiodateien zugespielt werden. 
  • Integriert ist außerdem ein "Drang-Stopp"-Button. Wenn Männer diesen betätigen, gelangen sie schnell zu kurzen Übungen und Spielen, die sie vom akuten Harndrang ablenken sollen. Ziel ist es, den Harndrang besser zu kontrollieren und sich ihm nicht sofort „hinzugeben“. 
  • Die App vermittelt aber auch Wissen und Informationen (Zusammenhänge, Hintergründe) rund um Blasenentleerungsstörungen. Männer können verfolgen, ob sie mit ihren Kenntnissen Fortschritte gemacht haben. Zur Motivation gibt es Auszeichnungen.

 

Prostatavergrößerung

Lesen Sie alles über die Ursachen, Symptome und Behandlungen bei eine gutartig vergrößerten Prostata.

Prostata Hilfe Deutschland:  Großaufnahme Tropfen fällt ins Wasser
(c) Roegger/Pixabay

Wie bekomme ich eine DiGA auf Rezept?

Für Männer gibt es zwei Möglichkeiten, die DiGA bei einer vergrößerten Prostata verordnet und die Kosten dann von ihrer Krankenkasse erstattet zu bekommen. 

Die erste Variante ist, dass Medizinerinnen und Mediziner Ihnen ein Rezept ausstellen, wenn die Anwendung und Verschreibung der App medizinisch geboten ist. Das heißt, es muss eine „Indikation“ vorliegen, zum Beispiel eine Prostatavergrößerung. Das Rezept reichen Sie bei Ihrer Krankenkasse ein, um die DiGA zu erhalten.

Variante Nummer zwei ist, dass Sie direkt bei Ihrer Krankenkasse einen Antrag auf die Genehmigung der DiGA stellen. Wenn eine entsprechende Indikation vorliegt, übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Sie prüft den Versichertenstatus und generiert einen Rezeptcode. Sie laden die DiGA im App-Store oder bei Google-Play herunter. Dann geben sie ihren Rezeptcode ein oder scannen den QR-Code bei einer webbasierten Anwendung. Die Krankenkasse rechnet die Kosten für die DiGA direkt mit den Herstellern ab. Sie müssen keine Zuzahlung dafür leisten.

Was sind DiGA?

Digitale Gesundheitsanwendungen sind Apps, die Sie beim Management Ihrer Erkrankung unterstützen sollen. Allgemein lautet die Definition für DiGA: Sie sollen dabei mithelfen, Krankheiten zu erkennen, zu überwachen, zu behandeln und zu lindern. Zudem sollen diese Apps Sie bei einer gesundheitsfördernden Lebensweise sowie bei Verletzungen und Behinderungen unterstützen. Digitale Anwendungen zur Vorbeugung von Krankheiten sind hier nicht gemeint. Ärzte können Ihnen zum Beispiel keine Fitness-App verschreiben, sondern nur Apps, die im DiGA-Verzeichnis des BfArM gelistet sind. 

Gesundheits-Apps

Es gibt mehr als 100.000 Apps rund um die Gesundheit. Lesen Sie, woran sich eine gute Gesundheits-App erkennen lässt.

Prostata Hilfe Deutschland: Gute Gesundheits-Apps erkennen - Tipps
© Syda Productions/Adobe Stock

Seit Oktober 2020 können Fachleute aus der Medizin und Psychotherapie „Apps auf Rezept“ verschreiben. DiGA sind eine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Die Voraussetzung ist jedoch eine Listung im DiGA-Verzeichnis. In diesem ist für jede App vermerkt, ob die digitale Gesundheitsanwendung vorläufig oder dauerhaft dort aufgenommen wurde. Nur wenn der Hersteller der DiGA-App einen positiven Versorgungseffekt nachweisen konnte, wird sie dauerhaft aufgenommen. Eine vorläufige Aufnahme gilt  für höchstens 24 Monate. 

Liefert der Hersteller in dieser Zeit den Nachweis eines positiven Versorgungseffektes, ist die App ein dauerhafter Teil des DiGA-Verzeichnisses. Ein solcher Effekt oder medizinische Nutzen könnte zum Beispiel sein, dass sich Ihr Gesundheitszustand verbessert hat, weil die Symptome gelindert wurden.

Digitale Gesundheitsanwendungen gelten als Medizinprodukte niedriger Risikoklassen und müssen CE-zertifiziert sein. Eine DiGA können Sie auf Ihrem mobilen Endgerät (Smartphone, Tablet) oder webbasiert nutzen. Die Anwendung ist dann über einen Internetbrowser auf einem Desktop-PC oder Notebook nutzbar.

 

Quellen: