Monfocus/Pixabay.de
Zurück zur Übersicht

Komplementär- und Alternativmedizin bei Krebs – Checkliste für seriöse Anbieter

16. Juni 2025 | von Ingrid Müller - Chefredakteurin, aktualisiert und medizinisch geprüft

Akupunktur, Homöopathie, achtsamkeitsbasierte Verfahren oder Pflanzenmedizin – es gibt viele Methoden der Komplementär- und Alternativmedizin. Doch welcher Anbieter ist seriös, welcher nicht? Die Checkliste.

Kurzüberblick

  • Komplementär- und Alternativmedizin (KAM) wie Akupunktur, Homöopathie oder Pflanzenmedizin nutzen viele Menschen mit einer Krebserkrankung – meist ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung wie Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung. 
  • Seriöse Anbieter erkennt man anhand einer Checkliste mit 8 Kriterien, die unter anderem die Kommunikation, Transparenz und das Fachwissen abbilden. 
  • Unseriöse Angebote lassen sich zum Beispiel anhand von Heilversprechen, geforderten Vorauszahlungen oder Bestellungen aus dem Ausland erkennen.

Die Komplementär- und Alternativmedizin (KAM oder engl. CAM) ist beliebt bei Menschen mit einer Krebserkrankung. Im Schnitt nutzt rund die Hälfte aller Krebskranken mindestens eine komplementärmedizinische Methode im Verlauf ihrer Erkrankung oder nach dem Abschluss der Krebstherapien. Dazu zählen zum Beispiel die Pflanzenmedizin, Akupunktur, Homöopathie, achtsamkeitsbasierte Methoden oder Yoga. Meist wenden Frauen die Komplementärmedizin an, aber auch Männer sind nicht diesen Methoden oft nicht abgeneigt – manchmal suchen sie auch auf den Ratschlag ihrer Frauen hin danach. Meist besitzen Anwender und Anwenderinnen der Komplementär- und Alternativmedizin zudem einen hohen Bildungsstand und sind eher jünger als älter. 

Was ist KAM?

Das Kürzel „KAM“ steht für komplementäre und alternative Methoden.

  • Die Komplementärmedizin kommt meist zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung zum Einsatz (komplementär = ergänzend). Sie dient also als Unterstützung, um Beschwerden zu lindern, die Selbstheilungskräfte anzuregen, das Wohlbefinden zu erhöhen und die Lebensqualität zu verbessern
  • Alternative Verfahren werden anstelle der Standardtherapie angewendet.

(Quelle: DKFZ)

Gründe für die Anwendung der Komplementärmedizin bei Krebs

Es gibt verschiedenste Gründe, warum Krebspatienten und Krebspatientinnen die Komplementärmedizin ausprobieren oder langfristig anwenden. Sie möchten zum Beispiel:

  • Nebenwirkungen gezielt lindern
  • ihre körperlichen Kräfte während der Therapie stärken
  • nach dem Ende der Krebstherapien schneller regenerieren und wieder leistungsfähig werden
  • konventionelle Krebstherapie unterstützen und ihre Wirksamkeit verbessern
  • selbst aktiv werden und zum Therapieerfolg und zur Heilung beitragen
  • mit alternativen Therapien allein die Krebserkrankung „bekämpfen“ – diese Gruppe ist jedoch eher die Minderheit.

 

Wichtig ist immer, dass Sie die Komplementär- und Alternativmedizin nicht auf eigene Faust ohne Wissen Ihres Onkologen oder Ihrer Onkologin testen. Denn in Kombination mit schulmedizinischen Behandlungen können diese Verfahren auch Wechselwirkungen eingehen, die Wirkung der Standardtherapien abschwächen oder Nebenwirkungen verstärken.

8 Kriterien, um seriöse Anbieter der Komplementärmedizin zu erkennen 

Das Kompetenznetzwerk Komplementärmedizin in der Onkologie (KOKON) hat mit der Unterstützung der Deutschen Krebshilfe eine Checkliste mit acht Kriterien erarbeitet. Anhand dieser können Sie seriöse Anbieter und Anbieterinnen komplementär- und alternativmedizinischer Verfahren erkennen:

Der Anbieter beziehungsweise die Anbieterin sollte:

  1. Ihre Diagnose und die bisherige Behandlung erfragen.
  2. Bereit sein, mit Ihnen über mögliche Wechselwirkungen zwischen der komplementärmedizinischen Behandlung und Ihrer Krebstherapie zu sprechen.
  3. Ihnen erklären, warum speziell diese komplementärmedizinische Behandlung für Sie empfehlenswert ist.
  4. Ihnen die Möglichkeiten und Grenzen dieser Behandlung realistisch und verständlich darstellen und zudem bereit sein, bisherige Erfahrungen mit diesem Verfahren darzulegen sowie gesicherte Daten zu vermitteln.
  5. Mit Ihnen Ziele, Inhalte, Dauer und Kosten der geplanten Behandlung und Änderungen im Verlauf sowie Wege zur möglichen Erstattung besprechen.
  6. Ihnen eine angemessene Bedenkzeit einräumen und Ihnen ermöglichen, sich frei für oder gegen die vorgeschlagene Behandlung zu entschließen.
  7. Ihre Entscheidung für oder gegen eine komplementärmedizinische Behandlung respektieren.
  8. Ihnen eine nachvollziehbare Rechnung für die Behandlung vorlegen.

Es gibt noch weitere Kriterien, anhand derer Sie seriöse Anbieter komplementär- und alternativmedizinischer Verfahren besser identifizieren können. Allerdings sind sie ein bisschen schwieriger zu überprüfen. 

Versuchen Sie, folgende Punkte zu erfragen:

  • Haben Sie eine Fachausbildung oder ein spezielles Studium mit regulierter Länge abgeschlossen?
  • Wenden Sie nur Behandlungsmethoden an, die Sie erlernt haben und aktuell beherrschen?
  • Besuchen Sie regelmäßig Fortbildungen und absolvieren Sie Weiterbildungen?
  • Haben Sie mindestens zwei Jahre Erfahrung mit der Behandlung von Krebskranken?

 

Wer eine komplementär- und alternativmedizinische Methode anbietet, sollte diese Fragen fundiert und für Sie nachvollziehbar beantworten können.

Komplementärmedizin – unseriöse Anbieter erkennen

Einige Kriterien können darauf hindeuten, dass die Anbieterin der komplementärmedizinischen Methode unseriös ist. Vorsicht angesagt ist, wenn der Anbieter:

  • verspricht, dass seine Methode gegen alle Krebsarten hilft, bei allen Patienten und in allen Krankheitsstadien - ein solches Verfahren ist bislang nur ein Wunschtraum.
  • Ihnen keine Unterlagen zu seiner Methode zur Verfügung stellt. Sie können sich nicht selbst informieren, sich nicht unabhängig beraten lassen und die Ärzte Ihres Vertrauens nicht um eine Beurteilung bitten.
  • Vor dem Beginn der Behandlung Vorauskasse oder Bargeld verlangt. Gibt es anschließend Probleme, bekommen Sie Ihr Geld in der Regel nicht zurück. Auch ethisch ist dieses Vorgehen übrigens fragwürdig.
  • ein Mittel erst aus dem Ausland bestellen muss, etwa über das Internet. Was wirklich geliefert wird, können Sie kaum überprüfen. Oft gibt es Probleme mit der Qualität der Arzneien.

 

Quellen: