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Yoga bei Krebs – so hilft es!

04. Dezember 2025 | von Ingrid Müller - Chefredakteurin, aktualisiert und medizinisch geprüft

Yoga besitzt viele positive Wirkungen auf Körper, Geist und Seele. Auch Menschen mit einer Krebserkrankung, zum Beispiel Prostatkrebs, können profitieren. Die besten Tipps fürs Yoga, auch für Anfänger.

Kurzüberblick

  • Was ist Yoga? Eine viele Jahrtausende alte Lehre, soll Körper, Geist und Seele in Einklang bringen, nutzt körperliche Übungen, Meditation, Konzentrations- und Atemtechniken
  • Wirkungen bei Krebs: soll z.B. bei Fatigue, Schlafstörungen, kognitiven Beeinträchtigungen, Stresse, Ängsten, depressiven Verstimmungen helfen und Wohlempfinden verbessern; in Studien aber noch nicht genau belegt;
  • Yoga erlernen: Qualifizierte Yoga-Lehrende suchen, die Erfahrung mit Menschen mit Krebs haben; nicht auf eigene Faust, sondern unter Anleitung erlernen, passenden Yoga-Stil wählen, in der Gruppe oder als Einzeltraining möglich, Geduld mitbringen, regelmäßig üben
  • Yoga-Tipps: z.B. Yoga-Matte besorgen, bequeme Kleidung tragen, Konzentration mitbringen, Yoga unterbrechen, wenn es unangenehm ist

Was ist Yoga?

Yoga liegt im Trend, nicht nur bei Frauen, sondern zunehmend auch bei Männern. Es gibt unzählige Yoga-Arten, die Anhänger praktizieren: vom sanfteren Hatha- und Kundalini-Yoga bis hin zu sportlichen Power-Yoga-Arten, bei denen akrobatischere Fähigkeiten gefragt sind, zum Beispiel Asthanga oder Yivamukti.

Yoga ist eine ungefähr 5.000 Jahre alte Lehre, die ihren Ursprung in Indien hat. Sie nutzt körperliche Übungen mit fließenden Bewegungsabläufen, Entspannungsübungen sowie verschiedene Atem-, Meditations- und Konzentrationstechniken, die den menschlichen Geist, den Körper und die Seele besser miteinander in Einklang bringen sollen. Dies soll über eine Vielzahl an Figuren und Bewegungen gelingen, die oft der Natur nachempfunden sind. Sie heißen auch Asanas. Auch Empfehlungen zur Ernährung und anderen Bereichen der Lebensweise sind oft ein Teil des Yoga.

Das ursprüngliche Yoga ist eine Philosophie und keine Sportart, wie vielleicht manche annehmen. So hat es auch mit sportlichen Verrenkungen oder spektakulären Posen, die rein auf das Training von Muskeln und körperliche Fitness abzielen, nicht viel zu tun. Dass Yoga dem Körper, Geist und der Seele gut tut, ist schon länger bekannt. Es kann Sie dabei unterstützen, gesund zu bleiben oder Krankheiten vorzubeugen, aber auch gesundheitliche Probleme besser zu meistern und sich schneller zu erholen. Auch bei Krebsarten wie Prostatakrebs kann Yoga helfen

Interview 

Die Yoga-Trainerin Gaby Nele Kammler erklärt, warum Yoga ein gutes Mittel gegen das Ausgeliefertsein ist. 

Prostata Hilfe Deutschland: Gruppe von Menschen beim Ausüben von Yoga
© janeb13/Pixabay.com

Wirkungen von Yoga

Allgemein soll Yoga soll verschiedene positive Wirkungen auf den Körper, Geist und die Psyche besitzen:

Wo wirkt es? Wie wirkt es?
Körper    
  • Der Blutdruck, Herzschlag, Stoffwechsel, die Atmung und Körpertemperatur sollen sich verbessern. 
  • Zudem profitieren die Kraft, Beweglichkeit sowie die Knochen- und Herz-Kreislauf-Gesundheit. 
  • Auch Schmerzen sollen abnehmen.
Geist und Psyche
  • Yoga kann das Wohlempfinden verbessern, Stress vermindern und zu mehr Entspannung beitragen. 
  • Auch die Schmerzbewältigung gelingt vielen Menschen besser. 
  • Einige berichten, dass Yoga ihre Lebensqualität erhöht.

Auch Menschen mit Krebs könnten womöglich von Yoga profitieren. Dies legen mehrere Studien nahe. Yoga wurde in mehr als 300 Studien  bei verschiedenen Krankheitsbildern überprüft, am häufigsten bei Krebserkrankungen. Auch die verschiedenen Yoga-Stile nahmen Forschende unter die Lupe. Dabei zeigt sich keine der untersuchten 52 Yoga-Arten als deutlich überlegen. Die meisten dieser Studien wurden jedoch mit Brustkrebspatientinnen durchgeführt. Ob die Ergebnisse auf Männer mit Prostatakrebs übertragbar sind, ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend nachgewiesen.

Yoga kann eventuell Beschwerden aufgrund der Krebserkrankung und der Krebstherapien lindern. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin bei Krebs nennt einige Beispiele für Symptome, die sich vielleicht durch Yoga positiv beeinflussen lassen:

  • Fatigue: Yoga könnte die übermäßige Müdigkeit und Erschöpfung während und nach einer Krebstherapie vermindern, die viele Menschen mit einer Krebserkrankung begleitet, manchmal sogar über einen langen Zeitraum.
  • Schlafstörungen: Viele Menschen schlafen nicht gut, auch bei einer Krebserkrankung. Sie leiden unter Einschlaf- oder Durchschlafstörungen. Yoga könnte den Schlaf verbessern.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Das Onkobrain oder Chemobrain beschreibt kognitive Störungen im Rahmen einer Krebserkrankung. Das Denken, die Konzentration, Wahrnehmung und das Gedächtnis sind beeinträchtigt. Meist steht das Onkobrain mit Stress und psychischen Belastungen in Verbindung, zum Beispiel wegen der Krebskrankheit oder den Krebstherapien (z.B. Chemotherapie, Strahlentherapie, Hormontherapie)
  • Lebensqualität: Das emotionale, körperliche, spirituelle, soziale und kognitive Wohlbefinden kann sich verbessern.

 

Ob sich Yoga auch auf das Stressempfinden, Ängste, Depressionen, Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder ein bestehendes Lymphödem positiv auswirkt, ist noch nicht ausreichend in Studien belegt. Die Ergebnisse der Studien sind nicht einheitlich, lassen aber einen Effekt vermuten. Das Gleiche gilt für die Wirksamkeit von Yoga auf die Erektile Dysfunktion oder urologische Symptome wie die Inkontinenz, die im Zusammenhang mit Prostatakrebs stehen. Die Leitlinie zur Komplementärmedizin bei Krebs spricht daher keine Empfehlung für oder gegen die Anwendung von Yoga bei diesen Symptomen oder Beschwerden aus.

Allerdings wird Yoga wird aufgrund der vermuteten positiven Effekte immer öfters als ergänzende (komplementäre) Behandlung der Symptome in der Krebstherapie angeboten. Wichtig ist: Yoga kann keine schulmedizinische Krebsbehandlung ersetzen, sondern sie nur begleiten. Auch kann Yoga keine Krebserkrankung heilen oder ihr vorbeugen

Vielleicht probieren Sie das Yoga einmal aus. Es gilt als sicher, hat keine Nebenwirkungen, sofern Sie es richtig praktizieren, und ist nicht allzu teuer. Manche gesetzliche Krankenkassen übernehmen unter bestimmten Bedingungen die Kosten für einen Yoga-Kurs oder beteiligen sich zumindest daran.

Schon gewusst?

Eine Umfrage zu Yoga zeigte, dass:

  • 15,7 Millionen Menschen in Deutschland schon Yoga praktizierten oder interessiert waren, mit Yoga zu beginnen. 
  • Von den Yoga-Praktizierenden hatten 75 Prozent mit dem Yoga begonnen, weil sie ihr körperliches Befinden verbessern wollten. Gut 63 Prozent erhofften sich eine Verbesserung ihres psychischen Befindens.

Yoga erlernen – so geht’s!

Yoga müssen Sie erlernen - wie andere Bewegungs- oder Sportarten auch. Und Sie brauchen ein wenig Übung, bis Sie alle Figuren richtig beherrschen. Einige Tipps für Anfänger:

  • Suchen Sich einen qualifizierten Yoga-Lehrer oder eine Yoga-Lehrerin. Im Idealfall hat er oder sie schon Erfahrung mit Menschen, die eine Krebserkrankung haben. Yogalehrende sollten die Merkmale Ihrer Krebserkrankung sowie die Therapieverläufe erfragen und mögliche Risikofaktoren in der Ausgestaltung ihrer Kursinhalte einbeziehen.
  • Viele Volkshochschulen und Sportvereine bieten mittlerweile entsprechende Kurse an. Sie können Yoga in Gruppen, aber auch im privaten Unterricht erlernen. Ein Training dauert normalerweise 60 bis 90 Minuten.
  • Erlernen Sie das Yoga nicht auf eigene Faust, zum Beispiel anhand von Büchern oder Videos aus dem Internet. Sonst führen Sie die Übungen anschließend vielleicht nicht korrekt aus oder könnten sich dabei verletzen. Erst wenn Sie alle Praktiken gut beherrschen, können Sie auch alleine üben – zuhause, unterwegs oder im Urlaub am Strand.
  • Suchen Sie sich eine Yoga-Art aus, die zu Ihnen passt und die nicht zu anstrengend für Sie ist. Besonders akrobatische und sportlich intensive Yoga-Arten sind für Menschen mit Krebs eher nicht ratsam. Besser sind unkomplizierte Figuren, bei denen Sie sich nicht verrenken müssen, in Kombination mit ruhige Atemtechniken und Entspannungsphasen am Schluss.
  • Gehen Sie das das Training nicht mit zu viel Ehrgeiz an und überfordern Sie sich nicht – es geht nicht um sportlichen Wettbewerb. Es braucht einige Zeit, bis Ihnen die Figuren und Atemtechniken in Fleisch und Blut übergegangen sind und Sie diese mühelos ausführen können.

 

Yoga-Online - Videos zum Mitmachen!

Wie Yoga Männern mit Prostatakrebs helfen kann

Yoga und Krebs: Stärke fürs Immunsystem

Yoga für mehr Ruhe und Entspannung

Yoga als Training für die Muskeln

Yoga und Fatigue: Lebenskraft stärken

Yoga für den Beckenboden und die Psyche

Yoga für mehr Wohlgefühl

Yoga bei Krebs: Tipps!

Besorgen Sie sich eine rutschfeste Yoga-Matte. Die meisten Sportgeschäfte und der Internetversandhandel bieten solche Matten an. Manche Lehrer stellen sie auch leihweise zur Verfügung.

  • Suchen Sie sich einen Yoga-Kurs, an dem auch andere teilnehmen. Gemeinsam macht es oft mehr Spaß und Ihre Motivation bleibt hoch, wenn Sie Mitstreiter haben.
  • Sagen Sie Ihrem Yoga-Lehrer oder Ihrer Yoga-Lehrerin zu Beginn, dass Sie Krebs haben (oder hatten). Das Gleiche gilt, wenn Sie weitere gesundheitliche Beschwerden und Einschränkungen haben. So kann er Übungen anpassen, Probleme schneller einordnen und im Notfall gut reagieren.
  • Tragen Sie bequeme, dehnbare und atmungsaktive Kleidung. Diese sollte nicht kneifen und Ihre Bewegungen einschränken. Zudem sollte sich der Schweiß nicht stauen, denn Yoga wird Sie ins Schwitzen bringen.
  • Lassen Sie nach dem Essen mindestens zwei Stunden verstreichen, bevor Sie Yoga praktizieren.
  • Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung, bleiben Sie mental präsent und schweifen Sie nicht in andere Gefilde oder die Zukunft ab. Denken Sie nicht darüber nach, was Sie nachher einkaufen müssen oder heute Abend kochen möchten. Die Konzentration auf das Hier und Jetzt, das Dasein im Moment, ist ein wichtiger Teil des Yoga.
  • Falls Ihnen eine Übung Schmerzen bereitet: Unterbrechen Sie das Yoga und geben Sie Ihrem Lehrer Bescheid.
  • Bevor es Ihnen Ihr Lehrer nicht gezeigt hat, wie es richtig geht: Verzichten Sie auf schwierige Figuren, zum Beispiel den Kopf- oder Schulterstand.
  • Auch wenn es nicht so aussieht: Yoga ist anstrengend! Trinken Sie daher nach jedem Kurs ausreichend Wasser! So füllen Sie Ihren Flüssigkeitshaushalt wieder auf, der über den Schweiß verloren geht.
  • Und zuletzt: Praktizieren Sie Yoga regelmäßig, denn Übung macht den Meister. Versuchen Sie, die Übungen in Ihren Tagesablauf zu integrieren. Absolvieren Sie lieber kürzere Einheiten, dafür häufiger pro Woche. Wenn Sie schon morgens mit dem Yoga beginnen, starten Sie vielleicht fitter, entspannter und besser gelaunt in den Tag.

 

Porträt von Gaby Nele Kammler

Interview mit unserer Yoga-Expertin

Gaby Nele Kammler, Yoga-Trainerin in Köln und Gründerin der Initiative YOGA UND KREBS

Frau Kammler, wie bekommt man Männer zum Yoga?

Es funktioniert vielleicht durch Informationen, was Yoga wirklich kann und was  es begleitend bei einer Krebserkrankung leisten kann – körperlich und psychisch. Und dass Yoga wissenschaftlich fundiert ist. 

Was bringt Yoga einem Mann mit Prostatakrebs?

Nach einer Prostataentfernung können wir frühzeitig dafür sorgen, dass sich die Kontinenz verbessert, weil wir im Yoga ein gezieltes Beckenbodentraining machen. Aber nicht nur - auch die Entspannung und Dehnung sind wichtig.  

Wie kann Yoga der Psyche helfen?

Yoga kann dafür sorgen, dass der Kopf zur Ruhe kommt, das Gedankenkarussell stoppt, wir nur im Hier und Jetzt sind und uns keine Sorgen darüber machen, wie es weitergeht. Wir können lernen, den Moment besonders achtsam wahrzunehmen und gezielt Ängste lindern. 

Was sagen Männer, die sich in Ihre Yoga-Stunde getraut haben?

Viele berichten, dass sie sich körperlich besser fühlen und auch mental stärker geworden sind. Sie sind oft überrascht, was man mit der Atmung machen kann. Man spürt es schon in der ersten Stunde, dass Yoga etwas Positives bewirkt.

Quellen:

  • S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Komplement%C3%A4r/Version_2/LL_Komplement%C3%A4rmedizin_Langversion_2.0.pdf (Abruf: 4.12.2025)
  • Cramer H. Yoga in Deutschland – Ergebnisse einer national repräsentativen Umfrage. Forsch. Komplementmed. 2015;22:298-303
  • Danhauer SC et al., Yoga for symptom management in oncology: A review of the evidence base and future directions for research, Cancer, 1. April 2019, https://acsjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cncr.31979 (Abruf: 4.12.2025)
  • Yoga und Krebs, https://www.yoga-und-krebs.de/ (Abruf: 4.12.2025)
  •  Cancer Research UK, https://www.cancerresearchuk.org/about-cancer/treatment/complementary-alternative-therapies/individual-therapies/yoga (Abruf: 4.12.2025)
  •  The Royal Marsden, https://www.royalmarsden.nhs.uk/your-care/support-living-with-and-beyond-cancer/guidance-advice/staying-active/yoga (Abruf: 4.12.2025)
  • Harvard Medical School, https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/yoga (Abruf: 4.12.2025)