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Höhere Fitness – geringeres Risiko für Prostatakrebs

13. Februar 2024 | von Ingrid Müller


Wer seine Fitness erhöht, kann womöglich sein Risiko senken, an Prostatakrebs zu erkranken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie aus Schweden.

Für Prostatakrebs sind verschiedene Risikofaktoren bekannt. Die meisten dieser Faktoren können Männer nicht beeinflussen, zum Beispiel das Alter. Die zunehmenden Lebensjahre gelten als wichtigster Risikofaktor für das Prostatakarzinom – und auch für andere Krebsarten. Auch die Gene stehen mit dem Prostatakrebsrisiko in Verbindung. Auf ihr Erbgut haben Männer ebenfalls keinen Einfluss.

Eine schwedische Forschungsgruppe hat jetzt jedoch einen Faktor ausgemacht, an dem Männer selbst ansetzen können: Wer seine körperliche Fitness um drei Prozent oder mehr erhöhte, konnte sein Prostatakrebsrisiko um 35 Prozent senken. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden im Fachmagazin British Journal of Sports Medicine veröffentlicht. Männer sollten daher stärker ermutigt werden, ihre Fitness zu verbessern, schreibt die Forschungsgruppe um Kate Bolam von der Gymnastik- och idrottshögskolan (GIH) in Stockholm.

Schon gewusst?

Kardiorespiratorische Fitness ist die Fähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und Atmungssystems (Herz und Lunge), den „Energiekraftwerken“ der Skelettmuskelzellen – den Mitochondrien - genügend Sauerstoff zur Verfügung zu stellen. Bei sportlicher Betätigung können die Zellen dann die notwendige Energie erzeugen.

Belastungstest auf dem Fahrradergometer

Das Forschungsteam wollte wissen, ob eine Veränderung  der körperlichen Fitness im Erwachsenenalter in Verbindung mit dem Risiko für Prostatakrebs und der Sterblichkeit aufgrund der Erkrankung stand. An der Studie, die zwischen 1998 und 2019 durcbgeführt wurde, nahmen insgesamt 57.652 Männer teil.

Von ihnen wurden verschiedene Daten erfasst, etwa zur körperlichen Aktivität, zum Lebensstil, zum selbst wahrgenommenen Gesundheitszustand, Body-Mass-Index und zur Größe. Außerdem flossen die Ergebnisse von mindestens zwei kardiorespiratorischen Fitnesstests in die Analyse mit ein. Dabei absolvierten die Männer auf dem Fahrradergometer einen Belastungstest. Um die Fitness zu bestimmen,  wurde der Wert „V02max“ bestimmt. Dies ist die maximale Sauerstoffaufnahme des Körpers während der körperlichen Belastung (bei größtmöglicher Anstrengung).

Schon gewusst?

VO2max ist ein Wert für die Fähigkeit, den Sauerstoff aus der Luft in die Muskulatur zu befördern. Die Zahl ist ein Maß für die Ausdauerfähigkeit eines Menschen. Je fitter und leistungsfähiger ein Mensch ist, desto höher ist auch VO2max.

Nach ihrem Abschneiden zu Beginn der Studie wurden sie in drei Gruppen eingeteilt: niedrige, moderate und hohe körperliche Fitness. Im Schnitt wurden die Männer über sieben Jahre beobachtet. In diesem Zeitraum erkrankten 592 Männer (ungefähr ein Prozent) an Prostatakrebs. 46 Männer starben an ihrem Prostatakarzinom.

Prostatakrebs: Risiko sinkt mit steigender Fitness

Die Forschungsgruppe wollte wissen, ob und wie genau sich die Veränderungen der Fitness auf das Risiko für Prostatakrebs auswirkten. Es wurden wieder drei Gruppen gebildet: 

  • Die Fitness erhöhte sich jährlich um mehr als drei Prozent.
  • Sie verringerte sich um mehr als drei Prozent pro Jahr.
  • Sie veränderte sich nicht, sondern blieb gleich.

 

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • Bei den meisten Männern blieb die Fitness – also die VO2max -  zwischen den beiden Belastungstests gleich. Bei einigen Männern verschlechterte sie sich allerdings auch. 
  • 12.376 Männer verbesserten ihre VO2max zwischen den beiden Fitnesstests. Wer seine Fitness um drei Prozent oder mehr steigern konnte, hatte ein 35 Prozent niedrigeres Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Das galt im Vergleich zu Männern, deren Fitness gesunken war.
  • Auf die Sterblichkeit hatte die verbesserte Fitness keinen Einfluss.

 

Weil dies eine reine Beobachtungsstudie sei, ließen sich keine Rückschlüsse auf ursächliche Zusammenhänge ziehen, betont die Forschungsgruppe. Dennoch sollten Männer ermuntert werden, ihre Fitness zu verbessern. „Die Ergebnisse zeigen die Wichtigkeit der körperlichen Fitness für das Prostatakrebsrisiko“, schreiben die Forschenden. Dies könne dabei mithelfen, die Wahrscheinlichkeit für ein Prostatakarzinom zu senken. Bekannt ist, dass sich Sport und Bewegung  ganz allgemein positiv auf den Körper und die Psyche auswirken.

Prostatakrebs vorbeugen

Lesen Sie einige Tipps. die einen gewissen Schutz vor Krebsarten wie dem Prostatakrebs bieten.

Prostata Hilfe Deutschland: Mann im Schwimmbad
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Prostatakrebs vorbeugen: Tipps zum Sport

Die amerikanische Krebsgesellschaft hat einige allgemeine Empfehlungen zur Krebsprävention veröffentlicht. Diese setzen am Lebensstil an (z.B. Ernährung, Bewegung, Alkohol) und richten sich gegen die Risikofaktoren für Prostatakrebs und andere Krebsarten. Einen sicheren Schutz vor einer Krebserkrankung bieten sie jedoch nicht.  Auch wenn Sie schon an Prostatakrebs erkrankt sind, kann sich körperliche Aktivität positiv auswirken. 

Einige Tipps zu Bewegung und Sport:

  • Seien Sie in Ihrem Alltag ausreichend körperlich aktiv.
  • Erwachsene sollten mindestens 150 Minuten wöchentlich moderat oder 75 Minuten intensiv körperlich aktiv sein. 
  • Die körperliche Aktivität sollte sich am besten auf mehrere Einheiten über die Woche verteilen.
  • Verbringen Sie weniger Zeit im Sitzen und Liegen, etwa beim Fernsehen, Computerspiel und anderen sitzenden Tätigkeiten.
  •  Integrieren Sie so viel Bewegung in Ihren Alltag wie möglich. 

 

Quellen:

  • Bolam KA et. al Association between change in cardiorespiratory fitness and prostate cancer incidence and mortality in 57 652 Swedish men doi: 10.1136/bjsports-2023-107007
    Journal: British Journal of Sports Medicine, https://bjsm.bmj.com/content/early/2024/01/03/bjsports-2023-107007
  • British Medical Journal (BMJ): Increase in annual cardiorespiratory fitness by 3%+ linked to 35% lower prostate cancer risk, https://www.bmj.com/company/newsroom/increase-in-annual-cardiorespiratory-fitness-by-3-linked-to-35-lower-prostate-cancer-risk/ (Abruf: 12.2.2024)
  • American Cancer Society, https://acsjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/pdfdirect/10.3322/caac.20140 (Abruf: 12.2.2024)