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Prostatakrebs: Ursachen und Risikofaktoren
26. November 2024 | von Ingrid MüllerAktualisiert und medizinisch geprüft am 26.11.2024 von Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin |
Die Ursachen von Prostatakrebs liegen noch weitgehend im Dunkeln. Doch es gibt einige Risikofaktoren für Prostatakrebs. An manchen können Sie selbst ansetzen, zum Beispiel an Ihrem Lebensstil. Auf andere haben sie dagegen keinen Einfluss, etwa Ihr Alter.
Die Ursachen von Prostatakrebs sind noch nicht genau bekannt. Dies gilt, obwohl Prostatakrebs weltweit die häufigste Krebsart bei Männern ist und viel an den Ursachen und seiner Entstehung geforscht wird. Eine Krebserkrankung beginnt damit, dass sich das Erbgut einer Zelle verändert und sie zur Krebszelle wird. Warum sie dies tut, ist aber noch weitgehend unklar. Allerdings kennen Ärztinnen und Ärzte inzwischen einige Risikofaktoren für Prostatakrebs. Diese erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann an einem Prostatakarzinom erkrankt. Wie stark sich einige dieser Faktoren auswirken, wird noch untersucht. So ist es zum Beispiel unklar, welchen Beitrag die Ernährung tatsächlich für das Prostatakrebsrisiko leistet.
Wie hoch das persönliche Risiko eines Mannes für Prostatakrebs ist, hängt außerdem davon ab, ob, welche und wie viele Risikofaktoren für Prostatakrebs er auf sich vereint. Es gibt jedenfalls nicht „den einen“ Risikofaktor, der allein die Krebserkrankung auslöst. Vielmehr müssen mehrere Faktoren zusammenspielen, damit sich ein bösartiger Tumor in der Prostata entwickelt.
Auf manche Risikofaktoren für Prostatakrebs haben Sie keinen Einfluss, etwa ihr Alter oder Ihre Gene. Aber an einigen Gefahrenquellen, die im Lebensstil liegen, können sie selbst ansetzen. „Wir wissen, dass Rauchen, Alkohol, Übergewicht, zu wenig Sport oder erhöhte Blutfettwerte das Immunsystem des Körpers schwächen. Damit können sie zum Ausbruch einer Krebserkrankung beitragen“, sagt Dr. Frank Schiefelbein, Urologe in Würzburg. Lesen Sie alle wichtigen Risikofaktoren für ein Prostatakarzinom im Überblick.
Alter
Das Alter steht an erster Stelle auf der Liste der Risikofaktoren für Prostatakrebs. Denn vor dem 50. Lebensjahr entwickelt sich so gut wie nie ein bösartiger Tumor in der Prostata, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet.
Einige Zahlen des RKI dazu:
- Das Risiko für einen 35-jährigen Mann, in den nächsten zehn Jahren an Prostatakrebs zu erkranken, beträgt weniger als 0,1 Prozent.
- Das Risiko eines 75-jährigen Mannes liegt dagegen bei ungefähr sieben Prozent.
- Das mittlere Erkrankungsalter beträgt 71 Jahre.
Das National Cancer Institut der USA „Surveillance Epidemiology and End Results“ (SEER) macht folgende Angaben zur Häufigkeit und dem Alter:
- Die Häufigkeit von Prostatakrebs in Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen liegt bei nahezu 0.
- Bei den 35- bis 39-Jährigen sind 0,7 von 100.000 Männer von Prostatakrebs betroffen.
- In der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen erkranken dagegen 905 von 100.000 Männern.
Männliche Hormone
Darüber hinaus ist das männliche Geschlechtshormon Testosteron an der Entstehung von Prostatakrebs mitbeteiligt. Einerseits ist das Hormon wichtig für die Funktion der Prostata, andererseits lässt es die Krebszellen in der Vorsteherdrüse wachsen. Wie genau das Testosteron das Risiko für Prostatakrebs erhöht, ist noch nicht genau geklärt.
Forschende wissen aber, dass sich ohne das Testosteron kein Prostatakarzinom entwickeln kann. So erkranken Männer, die vor oder unmittelbar nach der Pubertät ihre Hoden verloren haben, extrem selten an dieser Krebsform. Weil die Hormone von Bedeutung sind, setzen Ärztinnen und Ärzte an diesem männlichen Geschlechtshormon auch bei der Prostatakrebsbehandlung an. Sie unterdrücken die Hormonproduktion oder blockieren die Wirkung des Testosterons an den Zellen. Die Hormontherapie spielt deswegen heute eine wesentliche Rolle bei der Behandlung des Prostatakarzinoms.
Gene
Zudem können die Gene und eine familiäre Veranlagung zu einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs beitragen. „Prostatakrebs besitzt eine nicht unerhebliche erbliche Komponente“, sagt Prostatakrebsspezialist Dr. Frank Schiefelbein. Und diese erblichen Komponenten sind schon von Geburt an in den Genen angelegt.
Folglich sind Männer mit Prostatakarzinomen in der näheren Verwandtschaft besonders gefährdet, an dieser Krebsart zu erkranken. „Männer, deren Väter, Großväter und Brüder Prostatakrebs hatten, haben somit ein zwei- bis sechsfach erhöhtes Risiko für Prostatakrebs“, erklärt Schiefelbein. Weitere Faktoren, die das relative Prostatakrebsrisiko erhöhen, sind ein jüngeres Alter betroffener Familienmitglieder, eine steigende genetische Übereinstimmung mit dem betroffenen Familienmitglied und eine steigende Anzahl individuell betroffener Familienmitglieder.
Verwandtschaft spielt mit Lesen Sie, warum auch Krebsvorstufen in der Familie die Gefahr von Prostatakrebs klettern lassen. | ![]() |
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Herkunft
Die Ethnie und Herkunft scheinen ebenfalls zu den Risikofaktoren für Prostatakrebs zu gehören. Deswegen sind Männer mit dunkler Hautfarbe häufiger von einem bösartigen Tumor in der Prostata betroffen als jene mit einer anderen Hautfarbe. Schiefelbein erklärt: „Schwarzhäutige Männer haben ein etwa 1,5 bis zweifach erhöhtes Risiko, im Lauf ihres Lebens an Prostatakrebs zu erkranken“. Deutlich seltener trifft diese Krebsart dagegen Männer im asiatischen Lebensraum.
Ernährung
Ein Grund , warum es in asiatischen Ländern weniger Prostatakrebsfälle gibt, könnte in ihrer Ernährungsweise liegen. Diese vermuten Forscher schon seit längerem. „Sie konsumieren weniger Fleisch, viel Fisch und weniger Fett. Ein Zusammenhang mit der Ernährung liegt also nahe“, erklärt Prostatakrebsspezialist Schiefelbein.
Dafür spricht auch folgende Beobachtung: Asiaten, die in die USA übersiedeln und dann die westlichen Ernährungsgewohnheiten übernehmen, haben später ein ähnlich hohes Risiko für Prostatakrebs wie weiße US-Bürger. Auch für Brustkrebs lässt sich diese Verbindung zwischen Ernährung und Krebsrisiko übrigens in Studien nachweisen.
Schützend könnten sich sogenannte Phytoöstrogene - vor allem Soja - und Lebensmittel auswirken, die viel Lycopen enthalten, etwa Tomaten. Auf diese Zusammenhänge deuten einige wissenschaftliche Studien hin.
Nahrungsergänzungsmittel
Nicht nur Frauen, sondern auch Männer schlucken inzwischen Nahrungsergänzungsmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen aller Art. Es gibt sie heute rezeptfrei in Drogerien, Apotheken oder im Internetversandhandel zu kaufen. Die meisten versprechen sich von den Präparaten einen gesundheitlichen Zusatznutzen oder wollen mögliche Mangelzustände beheben. Doch mit einigen Nahrungsergänzungsmitteln sollten Männer besser vorsichtig sein. So lassen zum Beispiel hohe Dosen an Vitamin E nachweislich das Prostatakrebsrisiko klettern, wenn Mann sie über Jahre hinweg einnimmt. Ähnliches gilt für Selen, das ebenfalls mehr schaden als nutzen kann: Das Spurenelement lässt die Gefahr für Prostatakrebs genauso steigen.
Weitere Risikofaktoren für Prostatakrebs
Daneben diskutieren Forschende noch weitere Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für ein Prostatakarzinom erhöhen können. Die Zusammenhänge sind aber noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
Dazu gehören zum Beispiel:
- Lokale entzündliche Prozesse – Beispiele sind sexuell übertragbare Krankheiten (STD) und eine Prostataentzündung (Prostatitis)
- Sterilisation (Vasektomie)
- Fettleibigkeit (Adipositas) – dazu existieren derzeit widersprüchliche Daten aus Studien
Gesunder Lebensstil als Schutz vor Prostatakrebs – Tipps!
Einige allgemeine Risikofaktoren für Prostatakrebs können Sie selbst beeinflussen – in erster Linie durch einen gesunden Lebensstil. „Diese Faktoren schwächen die Abwehrkräfte des Körpers und können den Ausbruch einer Krebserkrankung begünstigen“, sagt Urologe Schiefelbein.
Wer dagegen ein intaktes Immunsystem besitzt, ist besser vor Krebs geschützt. Dieses ist nämlich in der Lage, Krebszellen zu erkennen und zu beseitigen. „Auch bei gesunden Menschen zirkulieren schließlich Krebszellen im Körper, die das Immunsystem aber gut in Schach hält.“ Eine Übersicht über die wichtigsten Risikofaktoren für Prostatakrebs, die in der individuellen Lebensweise liegen!
Ernährung
Eines vorab: Eine spezielle Diät, die Männer vor Prostatakrebs schützt, gibt es bis heute nicht. Bislang konnten Wissenschaftler keine einzelnen Ernährungsbestandteile identifizieren, die dieser Krebsart vorbeugen können. Es gibt Hinweise darauf, dass sich Phytoöstrogene – vor allem Soja – schützend bei Prostatakrebs auswirken. Auch eine Ernährung mit viel Lycopen, das in Tomaten steckt, könnte sich vorbeugend auswirken.
Allgemein empfehlenswert ist eine mediterrane Ernährungsweise:
- Sie beinhaltet viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte.
- Außerdem stehen mehr Fisch als (rotes) Fleisch sowie ungesättigte Fettsäuren (pflanzliche Quellen) statt tierischer (gesättigter) Fette auf dem Speisezettel.
- Maß halten sollten Sie mit Süßigkeiten, zuckerhaltigen Getränken und Alkohol.
- Wer sich so ernährt, mindert zugleich das Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas).
Übergewicht
Viele Krebsforscher bringen das sogenannte metabolische Syndrom mit der Krebsentstehung in Verbindung; es betrifft vor allem Übergewichtige. Hinter dem komplizierten Namen steckt ein gefährlicher „Tetrapack“ aus Übergewicht, erhöhten Blutfetten (Cholesterin), Bluthochdruck und zu hohen Blutzuckerwerten (Diabetes). Der Stoffwechsel gerät dadurch aus dem Ruder und es kommt zu Entzündungsreaktionen. Achten Sie daher auf ein gesundes Normalgewicht. Und wenn Sie übergewichtig oder fettleibig (adipös) sind: Schon einige Kilos weniger helfen dem Körper und normalisieren den Stoffwechsel.
Rauchen
Zwischen Prostatakrebs und dem Tabakkonsum scheint es nur einen schwachen Zusammenhang zu geben. Wenn Sie Raucher sind, sollten Sie dennoch den Rauchstopp versuchen - er lohnt sich in jedem Alter! Das Rauchen aufgeben gelingt ab besten mit professioneller Unterstützung, zum Beispiel der Kombination aus einer Verhaltenstherapie und Nikotinersatzprodukten.
Alkohol
Besonders Männer, die häufig und viel Alkohol trinken, erhöhen wahrscheinlich ihr Risiko für Prostatakrebs. Denn ein hoher Alkohol wirkt sich kurz- und langfristig auf die Hormone aus, unter anderem auf die Testosteronwerte. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stuft in ihren neuen Empfehlungen Alkohol als nicht empfehlenswert ein. Die Realität sieht jedoch ein bisschen anderes aus: Viele Männer (wie Frauen) konsumieren zu viel Alkohol.
Bewegung und Sport
Bewegungsmangel ist bei vielen heute weit verbreitet – bei Männern genauso wie bei Frauen. Studien haben kürzlich herausgefunden, dass sich die Deutschen regelrecht krank sitzen! Zuerst im Job am Schreibtisch, dann in der Freizeit vor dem PC oder TV. Dabei können Sport und Bewegung das Krebsrisiko nachweislich senken; sie sind also aktiv am Krebsschutz beteiligt. Sogar Krebskranke profitieren körperlich und seelisch vom Sport.
Ärzte raten daher heute, schon während der Krebsbehandlungen körperlich aktiv zu sein. Empfohlen sind mindestens 30 Minuten moderate Bewegung pro Tag. Am besten sind Sie jedoch an allen Tagen der Woche aktiv! Gut für die Fitness sind Ausdauersportarten wie Wandern, Radfahren, Schwimmen oder Joggen. Aber auch Rasenmähen oder ein flotter Spaziergang bringen schon deutlich mehr Bewegung in den Alltag.
Quellen:
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