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Prostatakrebs: Ursachen und Risikofaktoren

01. Juli 2021 | von Ingrid Müller
Aktualisiert und medizinisch geprüft am 1.7.2021 
von Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin

Die Ursachen von Prostatakrebs liegen noch weitgehend im Dunkeln. Doch es gibt einige Risikofaktoren für Prostatakrebs, an denen Männer selbst ansetzen können – nämlich an ihrem Lebensstil.

Ärzte kennen heute einige Risikofaktoren für Prostatakrebs. Diese lassen die Gefahr klettern, dass ein Mann an dieser Krebsform erkrankt. Die genauen Ursachen des Prostatakarzinoms sind dagegen noch weitgehend unbekannt. Dies gilt, obwohl es weltweit die häufigste Krebsart bei Männern ist und viel an den Ursachen und der Entstehung geforscht wird. 

So muss immerhin einer von acht Männern im Lauf seines Lebens davon ausgehen, einen bösartigen Tumor in der Prostata zu entwickeln. Allein in Deutschland erhielten im Jahr 2017 gut 62.000 Männer  die Diagnose Prostatakrebs neu – und der Trend bei den Erkrankungszahlen geht weiter aufwärts. Die Gründe dafür sind die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung in den Industrieländern, aber auch bessere Diagnosemöglichkeiten.

Mehrere Risikofaktoren für Prostatakrebs müssen zusammenspielen

Auf manche Risikofaktoren für Prostatakrebs haben Männer selbst keinen Einfluss, etwa ihr Alter. Aber an einigen Gefahrenquellen, die im Lebensstil liegen, können sie selbst ansetzen. „Wir wissen, dass Rauchen, Alkohol, Übergewicht, zu wenig Sport oder erhöhte Blutfettwerte das Immunsystem des Körpers schwächen. Damit können sie zum Ausbruch einer Krebserkrankung beitragen“, sagt Dr. Frank Schiefelbein, Urologe in Würzburg.

Wie hoch allerdings das individuelle Risiko eines Mannes für Prostatakrebs ist, hängt davon ab, ob, welche und wie viele Risikofaktoren für Prostatakrebs er besitzt. Es gibt jedenfalls nicht „den einen“ Risikofaktor, der allein die Krebserkrankung auslöst. Vielmehr müssen mehrere Faktoren zusammenspielen, damit sich ein bösartiger Tumor in der Prostata entwickelt.

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Alter: Risikofaktor Nummer 1 für Prostatakrebs

Das Alter steht an erster Stelle auf der Liste der Risikofaktoren für Prostatakrebs. Denn vor dem 50. Lebensjahr entwickelt sich so gut wie nie ein bösartiger Tumor in der Prostata. Das haben die deutschen Krebsregister ausgerechnet . 

Einige Zahlen dazu:

  • Nur einer von 3.900 Männern muss im Alter von 35 Jahren damit rechnen, innerhalb der nächsten zehn Jahre an einem Prostatakarzinom zu erkranken.
  • Ein 45-jähriger Mann hat dagegen schon ein Prostatakrebsrisiko von 1 zu 220 (einer von 220 erkrankt in diesem Zeitraum).

Und mit zunehmenden Lebensjahren steigt das dieses Krebsrisiko immer weiter an:

  • Demnach trifft die Diagnose Prostatakrebs zwischen 55 und 64 Jahren einen Mann von 39, in der Altersklasse der 75-Jährigen ist es bereits einer von 17. Danach bleibt die Wahrscheinlichkeit gleich - das Risiko für Prostatakrebs erhöht sich also nicht weiter.
  • Im Schnitt sind Männer 72 Jahre alt, wenn sie an einem Prostatakarzinom erkranken.

 

Hormone als Risikofaktoren für Prostatakrebs: Testosteron ist beteiligt

Darüber hinaus ist das männliche Geschlechtshormon Testosteron an der Entstehung von Prostatakrebs mitbeteiligt. Einerseits ist das Hormon wichtig für die Funktion der Prostata, andererseits lässt es die Krebszellen in der Vorsteherdrüse wachsen. Wie genau das Testosteron das Risiko für Prostatakrebs erhöht, ist noch nicht genau geklärt.

Forscher wissen aber, dass sich ohne das Testosteron kein Prostatakarzinom entwickeln kann. So erkranken Männer, die vor oder unmittelbar nach der Pubertät ihre Hoden verloren haben, extrem selten an dieser Krebsform. Weil die Hormone von Bedeutung sind, setzen Krebsspezialisten an diesen Botenstoffen auch bei der Prostatakrebsbehandlung an: Der Hormonentzug spielt deswegen heute eine wesentliche Rolle in der Therapie des Prostatakarzinoms.

Riskante Hormone 

Lesen Sie, wie zwei Hormone womöglich das Risiko für Prostatkrebs erhöhen.

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Prostatakrebs-Risiko: Gene spielen  mit

Zudem können die Gene und familiäre Veranlagung zu einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs beitragen. „Prostatakrebs besitzt eine nicht unerhebliche erbliche Komponente“, sagt Prostatakrebsspezialist Dr. Frank Schiefelbein. Und diese erblichen Komponenten sind schon von Geburt an in den Genen angelegt. 

Folglich sind Männer mit Prostatakarzinomen in der näheren Verwandtschaft besonders gefährdet, an dieser Krebsart zu erkranken. „Männer, deren Väter, Großväter und Brüder Prostatakrebs hatten, haben somit ein zwei- bis sechsfach erhöhtes Risiko für Prostatakrebs“, erklärt Schiefelbein. Und je mehr Verwandte in der Familie erkrankt sind, desto stärker nimmt dieses Risiko zu.

Verwandtschaft spielt mit

Lesen Sie, warum auch Krebsvorstufen in der Familie die Gefahr von Prostatakrebs klettern lassen.

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Abstammung entscheidet über Prostatakrebsrisiko mit

Die Hautfarbe scheint ebenfalls zu den Risikofaktoren für Prostatakrebs zu gehören. Deswegen sind Männer mit dunkler Hautfarbe häufiger von einem bösartigen Tumor in der Prostata betroffen als jene mit einer anderen Hautfarbe. Schiefelbein weiß: „Schwarzhäutige Männer haben ein etwa 1,5 bis zweifach erhöhtes Risiko, im Lauf ihres Lebens an Prostatakrebs zu erkranken“. Deutlich seltener trifft diese Krebsart dagegen Männer im asiatischen Lebensraum.

Ernährung als Risikofaktor für Prostatakrebs

Ein Grund , warum es in asiatischen Ländern weniger Prostatakrebsfälle gibt, könnte in ihrer Ernährungsweise  liegen. Diese vermuten Forscher schon seit längerem. „Sie konsumieren weniger Fleisch, viel Fisch und weniger Fett. Ein Zusammenhang mit der Ernährung liegt also nahe“, erklärt Prostatakrebsspezialist Schiefelbein. 

Dafür spricht auch folgende Beobachtung: Asiaten, die in die USA übersiedeln und dann die westlichen Ernährungsgewohnheiten übernehmen, haben später ein ähnlich hohes Risiko für Prostatakrebs wie weiße US-Bürger. Auch für Brustkrebs lässt sich diese Verbindung zwischen Ernährung und Krebsrisiko übrigens in Studien nachweisen.

Schützend könnten sich sogenannte Phytoöstrogene - vor allem Soja -  und Lebensmittel auswirken, die viel Lycopen enthalten, etwa Tomaten. Auf diese Zusammenhänge deuten einige wissenschaftliche Studien hin.

Krebsschutz

Erfahren Sie 10 Tipps für eine gesunde Ernährung, die bis zu einem gewissen Maß vor Krebs schützen können.

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Höhere Prostatakrebsrisiko durch Nahrungsergänzungsmittel?

Nicht nur Frauen, sondern auch Männer schlucken inzwischen Nahrungsergänzungsmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen aller Art. Es gibt sie heute rezeptfrei in Drogerien, Apotheken oder im Internetversandhandel zu kaufen. Die meisten versprechen sich von den Präparaten einen gesundheitlichen Zusatznutzen oder wollen mögliche Mangelzustände beheben. Doch mit einigen Nahrungsergänzungsmitteln sollten Männer besser vorsichtig sein. So lassen zum Beispiel hohe Dosen an Vitamin E nachweislich das Prostatakrebsrisiko klettern, wenn Mann sie über Jahre hinweg einnimmt. Ähnliches gilt für Selen, das ebenfalls mehr schaden als nutzen kann: Das Spurenelement lässt die Gefahr für Prostatakrebs genauso steigen.

Andere Risikofaktoren für Prostatakrebs

Daneben diskutieren Forschende noch weitere Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für ein Prostatakarzinom erhöhen können. Die Zusammenhänge sind aber noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.

Dazu gehören zum Beispiel:

 

Vasektomie und Gewicht

Lesen Sie, warum sterilisierte Männer eventuell ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko haben und wie Adipositas mit aggressivem Prostatakrebs zusammenhängen könnte.

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Gesunder Lebensstil als Schutz vor Prostatakrebs - Tipps!

Einige allgemeine Risikofaktoren für Prostatakrebs können Männer selbst beeinflussen – in erster Linie durch einen gesunden Lebensstil. „Diese Faktoren schwächen die Abwehrkräfte des Körpers und können den Ausbruch einer Krebserkrankung begünstigen“, sagt Urologe Schiefelbein. 

Wer dagegen ein intaktes Immunsystem besitzt, ist besser vor Krebs geschützt. Dieses ist nämlich in der Lage, Krebszellen zu erkennen und zu beseitigen. „Auch bei gesunden Menschen zirkulieren schließlich Krebszellen im Körper, die das Immunsystem aber gut in Schach hält.“ Eine Übersicht über die wichtigsten Risikofaktoren für Prostatakrebs, die in der individuellen Lebensweise liegen!

-Ernährung

Eines vorab: Eine spezielle Diät, die Männer vor Prostatakrebs schützt, gibt es bis heute nicht. Bislang konnten Wissenschaftler keine einzelnen Ernährungsbestandteile identifizieren, die dieser Krebsart vorbeugen können. Es gibt Hinweise darauf, dass sich Phytoöstrogene – vor allem Soja – schützend bei Prostatakrebs auswirken. Auch eine Ernährung mit viel Lycopen, das in Tomaten steckt, könnte sich vorbeugend auswirken.

Allgemein empfehlenswert ist eine mediterrane Ernährungsweise:

  • Sie beinhaltet viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte.
  • Außerdem stehen mehr Fisch als (rotes) Fleisch sowie ungesättigte Fettsäuren (pflanzliche Quellen) statt tierischer (gesättigter) Fette auf dem Speisezettel.
  • Maß halten sollten Sie mit Süßigkeiten, zuckerhaltigen Getränken und Alkohol.
  • Wer sich so ernährt, mindert zugleich das Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas).

 

-Übergewicht

Viele Krebsforscher bringen das sogenannte metabolische Syndrom mit der Krebsentstehung in Verbindung; es betrifft vor allem Übergewichtige. Hinter dem komplizierten Namen steckt ein gefährlicher „Tetrapack“ aus Übergewicht, erhöhten Blutfetten (Cholesterin), Bluthochdruck und zu hohen Blutzuckerwerten (Diabetes). Der Stoffwechsel gerät dadurch aus dem Ruder und es kommt zu Entzündungsreaktionen. Achten Sie daher auf ein gesundes Normalgewicht. Und wenn Sie übergewichtig oder fettleibig (adipös) sind: Schon einige Kilos weniger helfen dem Körper und normalisieren den Stoffwechsel.

-Rauchen

Zwischen Prostatakrebs und dem Tabakkonsum scheint es nur einen schwachen Zusammenhang zu geben. Wenn Sie Raucher sind, sollten Sie dennoch den Rauchstopp versuchen -  er lohnt sich in jedem Alter! Das Rauchen aufgeben gelingt ab besten mit professioneller Unterstützung, zum Beispiel der Kombination aus einer Verhaltenstherapie und Nikotinersatzprodukten.

-Alkohol

Besonders Männer, die häufig und viel Alkohol trinken, erhöhen wahrscheinlich ihr Risiko für Prostatakrebs. Denn ein hoher Alkohol wirkt sich kurz- und langfristig auf die Hormone aus, unter anderem auf die Testosteronwerte. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt deswegen Männern, nicht mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag zu konsumieren. Diese Menge entspricht beispielsweise einem halben Liter Bier oder viertel Liter Wein beziehungsweise Sekt (Frauen: nur die Hälfte!). Und an mindestens zwei Tagen pro Woche gilt: Alkoholpause! Die Zahlen zum Alkoholkonsum von Männern in Deutschland zeigen hingegen, dass die meisten täglich weitaus mehr trinken und viel zu oft ins Glas gucken.

-Sport und Bewegung

Bewegungsmangel ist bei vielen heute weit verbreitet – bei Männern genauso wie bei Frauen. Studien haben kürzlich herausgefunden, dass sich die Deutschen regelrecht krank sitzen! Zuerst im Job am Schreibtisch, dann in der Freizeit vor dem PC oder TV. Dabei können Sport und Bewegung das Krebsrisiko nachweislich senken; sie sind also aktiv am Krebsschutz beteiligt. Sogar Krebskranke profitieren körperlich und seelisch vom Sport.

Ärzte raten daher heute, schon während der Krebsbehandlungen körperlich aktiv zu sein. Empfohlen sind mindestens 30 Minuten moderate Bewegung pro Tag. Am besten sind Sie jedoch an allen Tagen der Woche aktiv! Gut für die Fitness sind Ausdauersportarten wie Wandern, Radfahren, Schwimmen oder Joggen. Aber auch Rasenmähen oder ein flotter Spaziergang bringen schon deutlich mehr Bewegung in den Alltag.

Männer: Ab zur Früherkennung auf Prostatakrebs!

Der wichtigste Ratschlag für Männer lautet indessen: Nehmen Sie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Prostatakrebs wahr. Dazu gehören beispielsweise die Tastuntersuchung der Prostata und der PSA-Test. Denn ein frühzeitig entdecktes Prostatakarzinom lässt sich schonender behandeln und ist heute in vielen Fällen gut heilbar. „Männer mit Prostatakrebs haben inzwischen hohe Überlebenschancen. Viele erreichen außerdem wieder eine sehr gute Lebensqualität – und diese ist ja nicht unwesentlich“, betont Urologe Schiefelbein.

Quellen: