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Prostataerkrankungen: Was muss Mann wissen?
10. Oktober 2025Wo liegt die Prostata? Was hat es mit der gutartigen Prostatavergrößerung auf sich? Wie wirkt sich ein Prostatakarzinom aus? Und wer ist betroffen? Diese Fragen beantwortet der Urologe Dr. Frank Schiefelbein.
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Dr. Frank Schiefelbein: „Prostata-Erkrankung – Was muss Mann wissen? Um zu verstehen, welche Erkrankungen der Prostata es gibt und wie wir das Ganze einordnen können. Zunächst werde ich auf die Anatomie und die Funktion der Prostata eingehen. Was macht die Prostata? Wofür haben wir Männer die Prostata? Dann gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Erkrankungen an der Prostata, die für jeden Mann von Bedeutung sein können, vor allen Dingen im Hinblick auf die Früherkennung beim Prostatakrebs, aber auch als Betroffener – und wir müssen nur alt genug werden, dann sind wir betroffen – von der gutartigen Vergrößerung der Prostata. Beim Prostatakrebs möchte ich auf die Häufigkeit der Erkrankungen eingehen, auf die Altersverteilung, auf Risiken, auf Sterblichkeit und eine der ganz großen Besonderheiten beim Prostatakarzinoms, das breite Spektrum an sehr unterschiedlicher Aggressivität. Dieses breite Spektrum bestimmt die Möglichkeiten der Therapie. Zum Schluss kommt eine Zusammenfassung, damit Sie wissen, welche Informationen für Sie wichtig ist.
Wenn wir uns die Prostata anschauen, dann dreht es sich heute um dieses Organ, ein Organ, das etwa so groß ist wie eine Walnuss. Dieses Organ, das ist die Vorsteherdrüse. Sie ummantelt die Harnröhre, sitzt unterhalb der Harnblase. Wir sehen, das Organ sitzt leider am tiefsten Punkt im menschlichen Becken. Es ist auch für uns als Mediziner nicht so einfach, dieses Organ zu behandeln, zum Beispiel bei einer Operation oder bei einer Bestrahlung. Denn die Prostata sitzt, wenn man die Grafik von vorne anschaut, hinter dem Schambein, hinter dem Knochen und unterhalb der Blase. Die Prostata und die Samenbläschen bilden zusammen eine anatomische Einheit, aber auch eine funktionelle Einheit. Nach hinten ist der Enddarm und unterhalb der Prostata, direkt unterhalb, ist die Schließmuskelregion. Es ist für uns eine große Herausforderung, ein solches ein Organ zu behandeln, denn keine der anderen Strukturen darf verletzt werden und es besteht eine unmittelbare Nachbarschaft.
Die Funktion dieser Drüse, der Vorsteherdrüse, ist die Produktion eines Sekrets. Das macht deutlich, dass wir hier an einer Grenzfläche sind, wir haben einerseits den Harntrakt, andererseits haben wir den Fortpflanzungsbereich des Mannes, hier im Hoden werden die Spermien gebildet, im Nebenhoden reifen sie. Über den Samenleiter gehen sie zur Stelle am Übergang der Prostata und der Samenbläschen. Die Prostata produziert ein Sekret, und dieses Sekret ist wichtig für die Ernährung der Spermien.
Hier ist der Ort des Samenergusses und die Samenflüssigkeit, die von den Samenbläschen kommt, und dieses Prostatasekret wird beigemischt. Es ist sehr wichtig für die Energie der Spermien. Ohne Prostata könnten wir Männer uns nicht fortpflanzen. Es ist kein lebenswichtiges Organ. Wir können auch gut ohne Prostata leben und wie Sie hinterher hören, können sogar einen Ironman machen.
Die Prostata hat also als wesentliche Funktion eine Fortpflanzungsfunktion. Sie gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie ist eine Drüse, sie produziert das Sekret für die Spermienbeweglichkeit, sie ist der Ort des Samenergusses und ohne Prostata gibt es keine Zeugungsfähigkeit. Das sind die Dinge, die wir uns merken sollten.
Ich komme jetzt zur gutartigen Prostatavergrößerung, zu den Grundlagen dieser Erkrankung. Wenn wir uns hier eine Zeichnung anschauen, müssen wir das Hauptaugenmerk zuerst auf die linke Seite legen Denn wir sehen hier die Prostata. Hier hat sich in der Mitte der Prostata eine gutartige Gewebeneubildung gebildet, diese umschließt die Harnröhre. Diese Gewebeneubildung ist also nicht von bösartigen Zellen hier geformt, sondern rein gutartige Zellen. Die Erkrankung einer gutartigen Prostatavergrößerung hat mit der bösartigen Prostataveränderung, dem Prostatakarzinom, nichts zu tun. Das sind zwei völlig unterschiedliche Erkrankungen, die man auch unterschiedlich behandeln muss. Diese gutartige Prostatavergrößerung drückt praktisch, wenn Sie so wollen, auf die eigentliche Drüse und drückt diese Drüse mehr und mehr auseinander. Wenn das Wachstum im Alter weiter voranschreitet, dann ist seitlich kein Platz mehr, sondern das Ganze wächst in Richtung Harnblase. Man das kann sehr gut mit Ultraschalluntersuchungen sehen – Sie werden später noch einige Aufnahmen von den Kollegen sehen, die sich mit der Diagnostik beschäftigen –, es drückt den Blasenboden nach oben. Das Ganze verursacht gewisse Krankheitszeichen, Krankheitssymptome, die wir spüren. Die Einengung der Harnröhre führt vor allem dazu, dass wir schlechter Wasser lassen können. Der Harnstrahl wird dünner. Die Harnblase muss sich unter Umständen mehr anstrengen, um Druck auszuüben, damit der Urin auch über dieses Hindernis der eingeengten Harnröhre abfließen kann. Unter Umständen kann ein Rest in der Harnblase bleiben oder die Blase sich nicht mehr richtig entleeren. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Harnverhalt und zu einem Aufstau von Urin in den oberen Harntrakt kommen. Das heißt, dass unsere Nieren den Urin nicht mehr in die Blase befördern können, weil die Blase voll ist und die Nieren unter Umständen ihre Arbeit nicht mehr richtig verrichten können. So kann es zu einer Niereninsuffizienz kommen. Das sind die wesentlichen Symptome.
Noch einmal zusammengefasst: Wenn die Prostata größer wird, kann es schwierig sein, die Harnblase vollständig zu entleeren. Wir müssen unter Umständen häufiger zur Toilette. Es sind kleinere Mengen Wasser, die wir nur aus der Blase entleeren können. Vor allen Dingen nachts kann das stören, die Nachtruhe kann wirklich gestört werden. Der Urinstrahl ist schwächer. Wir haben unter Umständen Schwierigkeiten, die Blase zu entleeren, gerade beim Beginn des Wasserlassens, vor allen Dingen in den frühen Morgenstunden. Denn dann ist die Blase von der Nacht voll. Das sind Anlaufschwierigkeiten, Startschwierigkeiten, typische Symptome, unter Umständen bis zu einem störenden, dauernden Harndrang, welche die Lebensqualität erheblich einschränken können.
Wie häufig kommt das vor? In Deutschland leben etwa zwölf Millionen Männer über 50 Jahre. Und ab 50 Jahren, das kann man sich gut merken, sind etwa 50 Prozent der Männer betroffen, also jeder zweite. Ab 70 Jahren sind es über 70 Prozent. Je älter wir werden, umso wahrscheinlicher ist es, mit der gutartigen Prostatavergrößerung behaftet zu sein. Von der Behandlungspflichtigkeit her ist es so, dass bereits ab dem 50. Lebensjahr etwa jeder dritte Mann eine behandlungsbedürftige, gutartige Prostatavergrößerung hat.
Damit Sie sich das vorstellen können: Das Durchschnittsvolumen der Prostata liegt bei einem Mann um die 50 etwa bei 24, 25 Millilitern. Das steigt bei Männern um die 75 auf 38 Milliliter an. Allerdings hat die Prostatagröße eine unglaublich hohe Variabilität. Die größte Prostata, die ich als gutartige Prostatavergrößerung operativ entfernt habe, hatte 480 Gramm. Das ist selten. Eine solch große Variabilität kommt vor. Es kommt auch vor, dass wir Prostaten von über 100 Gramm haben. Also auch das ist etwas, womit wir als Operateure zu tun haben. Was sind die Ursachen der Prostatavergrößerung? Die Hauptursache ist zunächst ungeklärt. Warum kommt es zu dieser Prostatavergrößerung? Richtige Beweise, um feststellen zu können, dass es nur eine Ursache gibt, haben wir nicht. Aber die Hauptursache liegt wahrscheinlich in der Änderung des Hormonstoffwechsels im Laufe des Lebens.
Wir wissen, dass auch beim Mann die männlichen Sexualhormone mit dem Alter langsam und kontinuierlich abnehmen. Das Verhältnis vom Testosteron, dem männlichen Sexualhormon, und dem Östrogen, das ist das weibliche Sexualhormon, aber Männer haben sowohl Testosteron als auch in einer deutlich geringeren Konzentration Östrogen, ändert sich. Das Zusammenspiel dieser beiden Hormone, das heißt, das Verhältnis zueinander, kann ausschlaggebend sein, das gutartige Gewebewachstum in der Prostata zu stimulieren. Östrogen haben wir Männer auch, vor allem wenn wir etwas wohlbeleibter sind. Vor allem die Fetteinlagerung im Bauchraum spielen eine Rolle. Je mehr Fetteinlagerungen wir haben, desto höher ist häufig der Östrogenspiegel beim Mann. Das stimuliert die gutartige Prostatavergrößerung. Auch die Ernährung spielt eine Rolle, vor allem der Alkoholkonsum. Denn Alkohol wird in der Leber verstoffwechselt. Wenn die Leber erst einmal damit zu tun hat, Alkohol zu verstoffwechseln, kann sie den Östrogenspiegel weniger verändern. Der Östrogenspiegel ist also bei Alkoholikern höher. Ein weiteres Risiko liegt bei chronischen Entzündungen der Prostata vor.
Ich komme zum Thema Prostatakrebs, kehre noch einmal zurück zu der Zeichnung und diesmal gehen wir auf die rechte Seite. Diese rot animierten Areale stellen ein Beispiel für Prostatakrebs dar. Der Prostatakrebs, wie Sie sehen, sitzt nicht innen, in der Innendrüse, sondern der Krebs sitzt in der Außendrüse, und zwar zu über 70 Prozent dem Enddarm zugewandt. Daher noch die traditionelle Untersuchung des Urologen des Abtastens der Prostata über den Enddarm, um letztendlich Gewebeveränderungen, Gewebeverhärtungen zu ertasten. Wir sehen an der Zeichnung, dass von der Tumorbiologie her der Prostatakrebs häufig nicht einen, sondern mehrere Herde hat. Diese Herde können von der Gewebedifferenzierung und von der Aggressivität her unterschiedlich sein. Mancher Herd ist etwas größer, kann aber zum Beispiel ein Herd sein, der nicht so aggressiv ist, ein Gleason-6-Tumor, also ein nicht so aggressiver Tumor. Direkt nebenan ist vielleicht ein kleinerer Herd, dieser ist aggressiv. Die Prognose des Patienten wird nicht durch den größeren Herd bestimmt, sondern durch den kleineren. Denn der aggressive Herd hat unter Umständen später ein ganz anderes Wachstum und eine größere Ausbreitungswahrscheinlichkeit hat.
Sehen wir uns das an: Prostatakrebs ist der häufigste Krebs des Mannes. Wir haben im Jahr etwa 65.000 Neuerkrankungen und leider 15.000 Todesfälle im Jahr. Der Altersdurchschnitt zum Zeitpunkt der Erkrankungsdiagnose liegt im Deutschland bei knapp über 70 Jahren. 80 Prozent der erkrankten Männer sind älter als 60 Jahre. Von der Lebenswahrscheinlichkeit her erkrankt einer von acht Männern im Laufe des Lebens am Prostatakarzinom. Etwa einer von 30 wird an dieser Erkrankung leider auch versterben. Das Risiko, in den nächsten zehn Jahren zu erkranken, ist, wenn wir jung sind, eher selten, und steigt mit zunehmendem Alter an. Wenn wir uns die Statistik vom Robert-Koch-Institut anschauen, sehen Sie, dass der Prostatakrebs, analog zum Brustkrebs bei Frauen, der häufigste Tumor ist. Jeder vierte Tumor des Mannes betrifft die Prostata. Medizinisch ist das eine große Herausforderung. Wenn wir uns aber die Sterblichkeitsstrukturen anschauen, sehen wir, dass der Prostatakrebs auf den dritten Platz rutscht. Der Tumor ist in der Regel gut behandelbar. Er ist so gut behandelbar, dass die Patienten, obwohl es der häufigste Tumor ist, meist nicht am Prostatakarzinom sterben. Die meisten Männer sterben mit dem Prostatakrebs, aber nicht am Prostatakrebs. Das ist im Wesentlichen auf die deutlich verbesserten Behandlungsmöglichkeiten zurückzuführen.
Sehen wir uns dafür noch einmal die Zahlen an: Das ist ein typisches Merkmal, die 5-Jahres-Überlebenszeit und die 10-Jahres-Überlebenszeit nach einer Tumorerkrankung. Wir sehen, dass beim Prostatakrebs über 90 Prozent der Patienten nach 5 und auch nach 10 Jahren noch leben. Wir haben also eine sehr, sehr gute Prognose. Im Gegensatz zum Bauchspeicheldrüsenkrebs, dem Pankreaskarzinom, das das eine schlechte Prognose hat. Bei der Behandlung haben wir leider noch keine vergleichbaren Therapieerfolge. Schauen wir uns noch einmal die Altersverteilung an. Wir sehen, dass der Prostatakrebs vor dem 50. Lebensjahr eher selten ist. Der jüngste Patient, den ich mit einem Prostatakrebs operativ behandelt habe, war 37 Jahre alt. Da waren Vater, Großvater und später ein Bruder des Patienten betroffen. Das macht dann das Risikoprofil aus. Sehen wir uns die Demografie an, wir sehen in einer Statistik aus dem Jahr 2022, dass die Babyboomer jetzt um die 60 Jahre alt sind. Wir sehen, wie viele tausend Personen das betriff. Wir sehen, dass wir in den nächsten 10, 15 Jahren eine Zunahme an Prostatakrebspatienten zu erwarten haben, allein anhand der Tatsache, dass die geburtenstarken Jahrgänge in diese Altersstruktur kommen werden. Das ist auch für uns Urologen eine besondere Herausforderung für die Zukunft.
Sterberisiko, was bedeutet das? 15.000 Männer sterben jedes Jahr in Deutschland am Prostatakarzinom. Sehen wir uns die Krebstodes-Statistik und die der Tode durch den Straßenverkehr an. Das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, ist ungefähr sechsmal höher ist als im Straßenverkehr.
Welche Risiken sind bekannt? Welche Risiken sind bewiesen? Das Hauptrisiko ist das Alter. Je älter wir werden, desto wahrscheinlicher ist es, generell eine Krebserkrankung zu erleiden. Das trifft insbesondere auf das Prostatakarzinom zu.
Wir haben die Altersverteilung gesehen und kurz die genetischen Faktoren angesprochen. Wie hoch sind die genetischen Faktoren? Etwa zwölf Prozent der Prostatakarzinome sind auch genetisch bedingt sind. Wir können das anhand der Versorgungsstatistiken sehr gut erfassen. Haben wir einen betroffenen Bruder, steigt das Risiko auf 2,9. Mit einem betroffenen Vater ist das Risiko doppelt so groß wie in der allgemeinen Bevölkerung. Haben wir zwei betroffene Verwandte in erster Linie, Vater und Bruder, kann das Risiko bis zum Fünffachen steigen. Eine Besonderheit ist, dass die Patienten, die eine genetische Belastung haben, häufig jüngere Patienten sind. Außerdem wissen wir, dass diese jüngeren Patienten mit einem Prostatakarzinom häufig die Neigung haben, aggressivere Tumore zu bilden. Von daher ist es sehr wichtig, diese Patientengruppe in der Früherkennung rechtzeitig zu erkennen und sie vor schwerem Schaden zu bewahren, indem wir sie rechtzeitig behandeln.
Betrachten wir die Hautfarbe, hier rot hervorgehoben. Vor allen Dingen die dunkle Haut. Bei afroamerikanischen Patienten, die wir in Süddeutschland häufiger hatten, spielt das eine Rolle. Durch den Besetzungsstatus hatten wir in Bayern viele amerikanische Soldaten, auch viele afroamerikanische Soldaten, die betroffen waren. Ein weiterer Faktor: BRCA-Träger, Breast Cancer, das sind Substanzen im Körper, die den Reparaturmechanismus bei Tumorerkrankungen ausmachen. In der Forschung hat sich gezeigt, dass das Faktoren sind, die wir bestimmen können, die auch beim Brustkrebs der Frau einen Pathomechanismus, einen Krankheitsmechanismus darstellen.
Da wird später wahrscheinlich in der Diagnostik noch einmal darauf eingegangen. Auch wenn die Mutter oder die Großmutter Brustkrebs hatte, ist das Risiko für die Nachkommenschaft männlicher Situation statistisch erhöht, an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Deswegen ist es für uns, die wir uns mit Tumorerkrankungen beschäftigen, wichtig, in der Krankengeschichte alle Krebserkrankungen des Patienten in seinem familiären Umfeld aufzunehmen, um ein individuelles Risikoprofil erstellen zu können. Die Ernährung spielt ebenfalls eine Rolle. Ich bin vorhin schon bei der gutartigen Prostatavergrößerung darauf eingegangen. Ernährung spielt generell eine Rolle beim körpereigenen Schutz, unserem Immunsystem. Denn eine Krebserkrankung bekommt man auch, wenn unser Immunsystem, unser Reparatursystem, das krankhafte, schadhafte Zellen im Körper erkennen soll, versagt. Je mehr Giftstoffe wir dem Körper zuführen, durch Alkohol oder Nikotin, umso eher schädigen wir unser Immunsystem. Von daher spielt das eine große Rolle.
Frühsymptome: Bei Prostatakarzinomen gibt es keine. Es gibt kein Frühsymptom, bei dem wir sagen können, das ist ein Krankheitszeichen. Da müsst ihr aufpassen, da müsst ihr zum Urologen gehen. Deswegen ist es so wichtig, deswegen plädieren wir dafür, dass wir im Laufe unseres Lebens relativ früh, ab 40, 45, je nach familiärer Belastung, einmal zur Früherkennung gehen. Um das individuelle Risiko möglichst frühzeitig zu ermitteln und um die individuelle Vorsorge, die Früherkennungstermine festzulegen. Die Termine können nach zwei oder nach fünf Jahren sein, nicht jährlich. Später können die Intervalle unter Umständen angepasst und gestreckt werden.
Von der Klinik her gibt es drei Stadien, die wir uns merken müssen. Es gibt den örtlich begrenzten Prostatakrebs, der häufig, vor allem, wenn er nicht aggressiv ist – das können wir sehr gut über den Gewebebefund bestimmen – ein langsames Tumorwachstum mit einer guten Prognose aufweist. Häufig reicht es, die Erkrankung zu beobachten, um die Aggressivität bewerten zu können. Mancher Patient muss gar nicht sofort behandelt werden, sondern man kann die Erkrankung erst einmal beobachten, mit dem Ziel, mit der Therapie noch möglichst lange abzuwarten beziehungsweise den Patienten sogar vor einer Therapie zu bewahren. Dann gibt es das örtlich fortgeschrittene Prostatakarzinom. Durch Operation oder Bestrahlung beispielsweise ist eine Heilung noch möglich. Und wir unterscheiden das metastasierte, fortgeschrittene Prostatakarzinom, bei dem es Absiedelungen des Tumors im Lymphknotenbereich, in Knochen oder der Lunge gibt. Hier können wir den Patienten nicht mehr vollständig heilen, aber wir können das Tumorwachstum lokal eindämmen und wir können vor allem versuchen, die Lebensqualität des Patienten lange zu erhalten.
Die Fortschritte in der medikamentösen Tumortherapie, gerade in den letzten Jahren, sind enorm, so dass wir Gott sei Dank auch in diesem Erkrankungsstadium eine erhebliche Lebenszeitverlängerung haben. Wir machen auch für den Patienten eine gute weitere Lebensperspektive deutlich.
Noch einmal zur Vergegenwärtigung: Das ist ein einzelner Tumorknoten in der Prostata. Sie sehen, der Tumor verursacht noch keine Symptome, weil er die Prostatafunktion nicht stört. Wird dieser Knoten größer, drückt er unter Umständen auf die Harnröhre. Ähnlich wie bei der gutartigen Vergrößerung der Prostata ist es so, dass der der Harnstrahl dünner wird und das Wasserlassen erschwert werden kann. Wenn dieser Tumorknoten die Prostata infiltriert, kann das auch zu Blutungen führen. Vor allen Dingen beim Samenerguss, kann das ein blutiger Samenerguss werden. Das kann das erste Symptom eines solchen Knotens darstellen. Hier ein Beispiel für die Metastasierung: Prostatatumore sind generell, wie andere Tumore auch, gut durchblutet. Diese Tumorzellen können irgendwann an die Wandung der Gefäße anhaften, diese Wandungen durchdringen und über die Blutbahn oder Lymphbahn nach außen gehen und Metastasen setzen. Die Prognosekriterien sind gut, wenn der Tumor auf das Organ begrenzt ist, wenn der Gleason-Score, nicht so aggressiv ist, der PSA-Wert möglichst unter zehn ist, keine Metastasen vorliegen, möglichst keine Familienanamnese da ist und wir schon etwas älter sind.
Das sind alles gute Prognosekriterien. Schlechtere Prognosekriterien sind es, wenn der Tumor organüberschreitend ist, und der Gleason-Score schlechter ist, wenn eine 4 oder 5 vorne steht. Das sind die aggressiven Anteile. Wenn der PSA-Wert bei über 20 liegt, Metastasen vorliegen oder eine positive Familienanamnese. Je jünger der Patient ist, desto vorsichtiger muss man sein, denn der Tumor ist aggressiver.
Was sollen Sie vom Vortrag mitnehmen? Was ist wichtig für die folgenden Vorträge, damit Sie die Informationen besser einordnen können? Die Vorsteherdrüse, die Prostata ist etwa so groß wie eine Kastanie, wie eine Walnuss. Sie ist der Ort des Samenergusses und wichtig für die Fortpflanzung. Kein lebenswichtiges Organ, aber wichtig für die Fortpflanzung. Die zwei Erkrankungen: Die gutartige Prostatavergrößerung ist eine Art Volkskrankheit, es sind nahezu alle Männer von der Erkrankung betroffen. Wir müssen nur alt genug werden. Die Größenzunahme bedingt die Symptomatik, die wir besprochen hatten, das häufigere Wasserlassen, das schlechtere Wasserlassen. Die Ursachen sind höchstwahrscheinlich hormonell, aber auch genetische Faktoren und die Lebensführung können die Entwicklung positiv oder negativ beeinflussen. Der Prostatakrebs hat mit der gutartigen Prostatavergrößerung nichts zu tun. Er ist der häufigste Tumor des Mannes, hat ein sehr breites Spektrum an Aggressivität und dadurch bedingt ein breites Spektrum in der Therapieoption, von einer abwartenden Haltung bis zur Bestrahlung oder Operation und zur Metastasen-gerichteten Therapie, davon abhängig, welches Erkrankungsstadium vorliegt.
Es gibt keine Frühsymptome, deswegen ist die Früherkennung so wichtig. Wir dürfen nicht erst zum Urologen gehen, wenn wir Symptome haben, sondern sollten bereits vorher, im Alter von 45 Jahren spätestens Mal, eine Früherkennungsuntersuchung durchführen zu lassen. Die gute und wichtige Nachricht ist, dass wir eigentlich in jedem Erkrankungsstadium des Prostatakrebses gute Therapieoptionen haben, die sich gerade in den letzten Jahren deutlich verbessert haben, sodass wir es mit einer Erkrankung zu tun haben, die insgesamt gut behandelbar ist. Vielen herzlichen Dank und viel Freude noch bei dem heutigen Tag.
Moderator: Vielen Dank, Herr Dr. Schiefelbein. Schön mit der guten Nachricht zum Schluss, wenn man zwischendurch mal ein bisschen sorgenvoller geschaut hat, aber das war schon mal eine sehr interessante Basis, die die Teilnehmer für den Tag bekommen haben. Es hat in den letzten Wochen mit der Anmeldung zum heutigen Tag viele Fragen von Teilnehmern gegeben, die von den Initiatoren, von den Organisatoren ausgewählt worden sind. Alle zu beantworten geht nicht. Aber wir hoffen, dass es ein Querschnitt ist. Eine Frage, die ich weitergebe, Herr Dr. Schiefelbein: Die vielen Therapiemöglichkeiten und Fortschritte in der Therapie gibt es nur durch Studien, an denen auch Patienten beteiligt sind. Herr Dr. Schiefelbein, was spricht für diese Studienteilnahme? Denn viele Patienten sagen wahrscheinlich erst einmal: „Da weiß ich nicht, ob ich mitmachen soll." Machen Sie gerne ein bisschen Werbung.
Dr. Frank Schiefelbein: Ja, es ist so, dass die Fortschritte in der Medizin bewiesen sein müssen. Deswegen brauchen wir Studien. Ohne Studien haben wir keinen Beweis für eine Therapie. Wichtig ist, dass man sich als Patient mit diesen Studienstrukturen beschäftigt und sich beraten lässt. Aber moderne Therapieverfahren gibt es nur, wenn wir sie erforschen können. Die Studien sind in der Regel so gut vorbereitet, dass sie eine zielgerichtete Möglichkeit aufweisen, wie wir in Zukunft Tumorerkrankungen besser behandeln können. Die Teilnahme an Studien ist ein wesentliches Rückgrat dafür, dass wir auch in Zukunft moderne Medizin betreiben können.
Moderator: Vielen Dank, Herr Dr. Schiefelbein und wir wünschen eine gute Rückreise nach Würzburg.
Dr. Frank Schiefelbein: Vielen Dank. Danke schön.