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Fortgeschrittener Prostatakrebs – neue Kombinationstherapie als Bremse
26. Juni 2023 | von Ingrid MüllerDie Kombination zweier Wirkstoffe könnte Männern mit fortgeschrittenem Prostatakrebs helfen. Die Medikamente verringerten in einer Studie das Risiko, dass das Prostatakarzinom weiter wuchs. In den USA erhielt der medikamentöse „Doppelpack“ jetzt eine Zulassung.
Für Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs gibt es eine neue Therapie, die zwei Krebsmedikamente miteinander kombiniert. Gemeinsam sind die Wirkstoffe offenbar schlagkräftiger und können das Risiko deutlich senken, dass das Prostatakarzinom weiter voranschreitet. Jetzt wurde die Kombination der Wirkstoffe Enzalutamid und Talazoparib von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde – der Food and Drug Administration (FDA) - zugelassen. In Europa und in Deutschland gibt es dagegen noch keine Zulassung für die Kombibehandlung.
Die Basis dafür waren Forschungsarbeiten zu dieser Kombinationstherapie, die das Huntsman Cancer Institute an der University of Utah durchgeführt hatte. Die Studienergebnisse der Forschungsgruppe um Neeraj Agarwal wurden im renommierten Fachblatt The Lancet veröffentlicht und gleichzeitig auf dem Jahrestreffen der Association of Clinical Oncology (ASCO) 2023 in Chicago vorgestellt.
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Fortgeschrittener Prostatakrebs: Therapie mit zwei Wirkstoffen
Bei der neuen Prostatakrebsbehandlung kamen zwei Wirkstoffe zum Einsatz. Einmal handelte es sich um Enzalutamid, das schon länger in der Hormontherapie bei einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom angewendet wird. Das Medikament kann zum Beispiel Männern helfen, deren Prostatakrebs metastasiert und kastrationsresistent geworden ist. Dann schlägt die gängige Hormontherapie nicht mehr ausreichend an und verliert ihre Wirksamkeit. Der Wirkstoff Talazoparib ist dagegen noch neu in der Behandlung von Prostatakrebs. Bislang kommt er bei Brustkrebs zum Einsatz, der entweder örtlich fortgeschritten ist oder Metastasen gebildet hat.
An der Phase-3-Studie (TALAPRO-2) hatten 805 Männer mit kastrationsresistentem Prostatakrebs teilgenommen, die keine oder nur milde Beschwerden hatten. Die Studienteilnehmer wurden in Kliniken und Krebszenten in 26 Ländern behandelt und dort für die Studie gewonnen – in Nordamerika, Europa, Israel, Südamerika, Südafrika und der Asien-Pazifik-Region. Die Forschenden verglichen in ihrer Untersuchung die Kombination von Enzalutamid und Talazoparib mit der Standardbehandlung (nur Enzalutamid).
Prostatakrebs: Zwei Medikamente entfalten mehr “Schlagkraft”
Nach dem Zufallsprinzip wurden die Männer auf zwei Gruppen aufgeteilt: Die einen erhielten eine Kombination aus Enzalutamid und Talazoparib (402 Männer), die anderen Enzalutamid und ein Placebo ohne Wirkstoff (403 Männer). Der Wirkstoff Talazoparib wurde einmal täglich als Tablette (0,5 Milligramm), Enzalutamid in einer Dosierung von 160 Milligramm pro Tag angewendet.
Hormontherapie |
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Ziel der Studie war die Zeit des progressionsfreien Überlebens zu ermitteln, also ohne dass der Prostatakrebs weiter wuchs. Dies wurde anhand von radiologischen Untersuchungen überprüft. Die Männer wurden über mehr als 24 Monate beobachtet. Laut der Forschungsgruppe konnten die Wirkstoffe im „Doppelpack“ im Vergleich zu Enzalutamid alleine das Risiko um 55 Prozent senken, dass der Prostatakrebs weiter fortschritt.
„Die Zulassung dieser Therapie bedeutet, dass viele Männer einen besseren Behandlungserfolg erzielen“, sagt Agarwal. Und Neli Ulrich vom Comprehensive Cancer Center at Huntsman Cancer Institute ergänzt: „Für viele Prostatakrebspatienten wird dies einen großen Unterschied bei den Behandlungsmöglichkeiten machen.“ Die Kombinationsbehandlung könnte vielleicht bald eine Standardtherapie für Patienten mit neu diagnostiziertem kastrationsresistentem Prostatakrebs werden, so hoffen die Forscher.
Enzalutamid – wie wirkt es und für welchen Mann?
Der Wirkstoff Enzalutamid gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antiandrogene. Er hemmt die Aktivität des männlichen Hormons Testosteron sowie anderer männlicher Hormone (Androgene). Diese Hemmung geschieht, in dem der Wirkstoff die Andockstellen (Rezeptoren) blockiert, an die sich diese Hormone anheften. Weil Prostatakrebs Testosteron und andere männliche Hormone für sein Wachstum braucht, verlangsamt Enzalutamid das Fortschreiten des Prostatakarzinoms durch diese Blockade.
Neue Antiandrogene |
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Enzalutamid wird schon länger bei bestimmten Männer Prostatakrebs eingesetzt, zum Beispiel:
- Bei hormonempfindlichem, metastasiertem Prostatakrebs – zusammen mit einer Hormontherapie, welche die Testosteronproduktion senkt.
- Bei metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakrebs – die Hormontherapie wirkt nicht mehr ausreichend und der Tumor wächst trotz Hormonblockade oder Hormonentzug weiter.
- Wenn eine Chemotherapie mit Docetaxel nicht gewirkt hat oder nicht mehr wirkt.
- Wenn eine Hormontherapie nicht gewirkt hat, ein Mann entweder keine oder nur leichte Symptome aufweist und er noch keine Chemotherapie braucht.
- Bei kastrationsresistentem Prostatakrebs, bei dem keine Metastasen aufgetreten sind, aber ein hohes Risiko dafür besteht.
Talazoparib – wie wirkt es?
Der Wirkstoff Talazoparib gehört zur Gruppe der sogenannten PARP-Inhibitoren. Mit dem Kürzel PARP sind Polyadenosin-5'-Diphosphoribose-Polymerase (PARP)-Enzyme gemeint. Sie spielen bei der Reparatur des Erbguts (DNA) eine wichtige Rolle. Eingesetzt wird Talazoparib bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs.
Talazoparib hemmt die Enzyme PARP-1 und PARP-2, die für die DNA-Reparatur bei Krebszellen verantwortlich sind. Über verschiedene Mechanismen wird ihr Zelltod ausgelöst – die Tumorzellen sterben ab.