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Nach Prostatakrebs: Auch das Sexleben der Partnerinnen leidet
29. Mai 2024 | von Ingrid MüllerProstatakrebs ist eine „Erkrankung von Paaren“, sagt ein US-Forschungsteam. Denn auch das Sexleben der Partnerinnen leidet unter der Erektilen Dysfunktion und dem Libidoverlust ihrer Männer.
Die Behandlungen bei Prostatakrebs können die Sexualfunktion von Männern - und somit das Sexuallleben beeinträchtigen. Die Erektile Dysfunktion und eine sinkende Libido sind bekannte Nebenwirkungen einer Prostata-OP (radikale Prostatektomie) und einer Bestrahlung. US-Forschende von der NYU Langone Health / NYU Grossman School of Medicine untersuchten jetzt, wie es den Ehefrauen und weiblichen Partnerinnen damit geht. Das zentrale Ergebnis: Die Partnerinnen von Männern mit Prostatakrebs kämpfen selbst mit Problemen, die ihr eigenes sexuelles Wohlbefinden beeinträchtigen und ihre Lebensqualität vermindern.
Sie hatten zum Beispiel Probleme, ihre sexuellen Bedürfnisse zu kommunizieren, stuften die Sprechstunden bei Ärzten und Ärztinnen zur sexuellen Gesundheit als nicht zufriedenstellend ein, fühlten sich isoliert und empfanden einen Verlust von Intimität. Dies seien die Schlüsselprobleme mit denen es Partnerinnen von Prostatakrebspatienten zu tun hätten, schreiben die Autoren und Autorinnen der Studie.
Kaum Kommunikation über das Sexleben
Zwar ist es bekannt, dass eine Krebserkrankung der Prostata auch Auswirkungen auf die Partnerinnen hat. Welche Schwierigkeiten aber an vorderster Stelle stehen, ist noch wenig erforscht und kaum verstanden. Deswegen bekommen sie oft auch keine angemessene Unterstützung durch Ärztinnen, Ärzte und anderen Gesundheitsfachkräften.
Um mehr Licht in die sexuellen Sorgen und Nöte der Partnerinnen zu bringen, entwickelte die Forschungsgruppe vom NYU Langone Health’s Perlmutter Cancer Center eigens einen speziellen Fragebogen zur sexuellen Gesundheit. 200 Frauen aus den USA, deren Partner an Prostatakrebs erkrankt waren, füllten ihn aus – es ergab sich dieses Bild:
- Die meisten Frauen gaben an, die Verbindung als Paar verloren zu haben.
- Viele berichteten von großen seelischen Nöten und psychischem Stress.
- Dazu kam eine mangelnde Kommunikation darüber, welche Auswirkungen die Prostatakrebsbehandlungen auf die Sexualfunktion haben können. Die schlechte Kommunikation bezog sich sowohl auf den Partner als auch auf das Behandlungsteam.
- Außerdem litten die Frauen häufiger an Depressionen im Vergleich zu Frauen im gleichen Alter, deren Männer nicht an Prostatakrebs erkrankt waren.
„Unsere Ergebnisse machen deutlich, welchen enormen Einfluss eine Prostatakrebserkrankung auf die Partnerinnen der Männer hat“, erklärt Prof. Stacy Loeb, Urologin am NYU Grossman School of Medicine and Perlmutter Cancer Center und Hauptautorin der Studie. „Paare könnten profitieren, wenn sie zu einem Sexualmediziner, einer Selbsthilfegruppe oder einem Spezialisten für seelische Gesundheit weitergeleitet würden, die sich auf den Verlust, Kummer und die sexuelle Rehabilitation konzentrieren“, so Loeb weiter.
Tipp (Englische Sprache)!
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Herausfinden, wie es der weiblichen Sexualität geht
In einer früheren Studie aus dem Jahr 2022 hatte das Team um Loeb mehrere Online-Posts ausgewertet, die Partnerinnen von Männern mit Prostatakrebs veröffentlicht hatten. Darin hatten sie die Sorge um das gemeinsame Sexualleben und um ihre Partnerschaft thematisiert. Viele schrieben, sie fühlten sich „unsichtbar“ für das Gesundheitssystem. Bisher fehlten geeignete Werkzeuge, um das Ausmaß dieser Probleme genauer zu erfassen und ihre Entwicklung über längere Zeit zu verfolgen.
Daher überlegte sich die Forschungsgruppe jetzt einen eigenen Fragebogen dafür. Diese können Ärztinnen und Ärzte helfen, die sexuelle Gesundheit der Partnerinnen einzuschätzen und sie an unterstützende Angebote weiterzuleiten. Einen Bericht zu diesem Fragebogen hat das Team in der Mai-Ausgabe des Fachblatts European Urology Oncology veröffentlicht.
Für die Entwicklung des Fragebogens nahmen die Forschenden eine erste Einschätzung vor. Dafür nutzten sie die Daten, die sie aus ihrer Studie im Jahr 2022 gewonnen hatten. Sie besprachen sich mit weiteren Experten und Expertinnen, um die Fragen zu verfeinern. Die wichtigsten Themenkomplexe waren:
- Sorgen und Nöte/Zufriedenheit
- Verlust der partnerschaftlichen Verbindung
- Aktive Kommunikation / Unzufriedenheit mit der Kommunikation
- Gefühle über den Verlust der Intimität
- Unzufriedenheit mit der Sexualberatung
- Zufriedenheit mit sexuellen Aktivitäten ohne Geschlechtsverkehr
- Ausprobieren neuer sexueller Aktivitäten
Anschließend befragten die Forschenden etwa ein Dutzend Frauen in 90-minütigen Interviews, um allgemeine Erfahrungen in Erfahrung zu bringen und zu überprüfen, wie effektiv und präzise die Fragen die Problem der sexuellen Gesundheit erfassten. Auf der Basis dieser Erkenntnisse verfeinerten sie den Fragebogen weiter. Schließlich bekamen 200 Frauen, deren Männer an Prostatakrebs erkrankt waren, den Fragebogen ausgehändigt. Die Frauen wurden überall in den USA rekrutiert, etwa in Kliniken, Online-Communities oder Prostatakrebsorganisationen. Letztlich blieben 19 Fragen übrig, welche die Probleme der Partnerinnen am besten trafen.
Erektile Dysfunktion |
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„Prostatakrebs ist eine Krankheit von Paaren“
„Unsere Hoffnung ist, dass Ärztinnen und Ärzte den Fragebogen zukünftig nutzen werden, um ihren Patienten und deren Partnerinnen zu helfen“, sagt Urologin Loeb. Er könne Probleme im Sexualleben aufdecken, die auf Prostatakrebs zurückgehen. Außerdem ließen sich hilfreiche Unterstützungsangebote identifizieren. „Wenn wir über das Leben mit Prostatakrebs nachdenken, dann ist das wirklich eine ‚Krankheit von Paaren‘. Die Nöte der Partnerinnen sollten ebenfalls ein Teil der Kommunikation sein“, betont Loeb. Als nächstes plant die Forschungsgruppe, den Einfluss der Erkrankung auf das Sexleben von Männern mit nicht-binären Partnern zu untersuchen.
Quellen:
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