Zurück zur Übersicht

Unsere Spenderinnen und Spender: der Movember als Schulprojekt

26. November 2025

Nico Schmidt ist Lehrer an der Esther-Bejarano-Schule in Hamburg-Bahrenfeld. Gemeinsam mit den Kollegen Dirk Renken und Pierre Klauke hat er das „Team Schnurrbart“ ins Leben gerufen. Sie beteiligen sich an der Aktion der Movember-Foundation, um auf die Bedeutung der Vorsorge bei Prostata- und Hodenkrebs aufmerksam zu machen. Außerdem sammeln sie Spenden für die Prostata Hilfe Deutschland. 

 

PHD: In diesem Jahr haben Sie an Ihrer Schule eine Movember-Aktion zum Thema Männergesundheit ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?
Nico Schmidt: Meine beiden Kollegen und ich haben vor zwei Jahren angefangen, im November einen Schnauzbart getragen, zunächst einfach als lustige Movember-Aktion. Dann haben wir uns ernsthaft mit dem Thema Prostatagesundheit beschäftigt. Denn der Moustache soll nicht nur stylisch aussehen, er hat auch einen ernsten Hintergrund. Wir haben überlegt, wie wir unsere Aktion etwas seriöser und sinnvoller gestalten können. So sind wir auf die Idee gekommen, in Anführungszeichen „Profis“, also Betroffene und Experten anzuschreiben. So sind wir mit der Prostata Hilfe Deutschland in Kontakt gekommen.

PHD: Wie ist die Movember-Aktion gelaufen?
Nico Schmidt: Diejenigen, die Bartwuchs haben und mitmachen wollten, haben sich diesen wunderschönen Schnauzbart stehen lassen. Anfang November kam plötzlich die Hälfte des Kollegiums mit Schnauzbart zur Schule. Normalerweise trägt das niemand bei uns. Das war ein cooler Aufhänger, man kommt direkt ins Gespräch. Nicht nur im Kollegium, sondern auch in der Schülerschaft. Alle haben gefragt: Wie sieht das denn aus, und warum haben Sie das? Dann haben wir erklärt: Das soll nicht nur lustig aussehen, sondern wir wollen damit auf das Thema Gesundheitsvorsorge bei Männern aufmerksam machen. Denn die sind in diesem Bereich eher zurückhaltender.

PHD: Ihr derzeitiger Bart, bestehend aus einem Schnauzbart und einem nachwachsenden Vollbart, ist also nicht Ihr üblicher Style? 
Nico Schmidt: Nein, denn wir wollten nicht nur KI-generierte Bartfotos. Der Movember neigt sich dem Ende zu, normalerweise trage ich Vollbart. Den lasse ich jetzt wieder nachwachsen. 

PHD: Wie ging es mit Ihrer Aktion weiter?
Nico Schmidt: Wir haben das Thema im Schulnewsletter, in einer Konferenz und auf unserer Homepage vorgestellt und Flyer ausgelegt und verteilt. So können wir den Lehrerkollegen und Kolleginnen und gegebenenfalls auch den Schülern ein Papier an die Hand geben, um für die Krebsvorsorge zu sensibilisieren. Denn darum ging es uns in erster Linie. 

PHD: Wie waren die Reaktionen?
Nico Schmidt: Wir haben viele positive Reaktionen bekommen. Was ich schön finde: In diesem Jahr haben auch zwei Kollegen aus der Schulleitung mitgemacht. Das finde ich ein wichtiges Zeichen für die Schülerschaft.

PHD: Was hat Sie persönlich zu diesem Engagement motiviert?
Nico Schmidt: Mein Vater ist in diesem Jahr an Prostata- und Blasenkrebs verstorben, tatsächlich, weil er nie zur Vorsorge gegangen ist. Er hatte Beschwerden, aber das wurde immer unter den Tisch gekehrt. Irgendwann hat meine Mama gesagt, wenn du jetzt nicht gehst, dann gehe ich. Mein Vater ist daraufhin zu Vorsorge gegangen, aber leider war es dann schon 5 nach 12 und mein Vater konnte nur noch palliativ behandelt werden. Im Zuge dessen habe ich ihm gesagt, ich kann nicht die ganze Welt erreichen, aber ich kann es schaffen, im Kleinen etwas zu bewegen. Das ist immer besser, als wenn man gar nichts bewegt oder es gar nicht erst versucht. Ich möchte Leute dafür sensibilisieren, dass man, wenn man Krebs frühzeitig erkennt, gegebenenfalls viel besser darauf reagieren kann.

PHD: Warum haben Sie sich für das Engagement an Ihrer Schule entschieden?
Nico Schmidt: Wie gesagt, ich möchte etwas bewegen, und irgendwo und irgendwann muss man eben anfangen. Als Lehrer ist für mich der Schulkosmos naheliegend. Und wenn ich mit einem komischen Schnauzer auftauche, kann ich die Schüler und Schülerinnen gut erreichen. Dazu kommt: Wir haben relativ viele Kinder mit Migrationshintergrund. Da ist Männergesundheit und Vorsorge in den Familien häufig ein noch größeres Tabuthema. Unsere Absicht ist es, zu sagen: Hey, nehmt den Flyer mit, tragt das an eure Eltern, an eure Väter, gegebenenfalls an eure Onkel oder auch an die Großväter. Ich hoffe, dass die Informationen den einen oder anderen Mann erreicht haben. 

PHD: Planen Sie in Zukunft vergleichbare Aktionen?
Nico Schmidt: Grundsätzlich würden wir das gerne so etablieren, dass diese und andere Gesundheitsaktionen jedes Jahr erfolgen und dass wir in Summe immer mehr Menschen erreichen.

PHD: Was würden Sie sich für die kommenden Jahre wünschen?
Nico Schmidt: Ich hoffe, dass solche Movember-Aktionen schulübergreifend stattfinden, dass die Kollegen an weiteren Schulen sagen: Hey, an der Esther-Bejerano-Schule gab es diese tolle Aktion. Lass uns mitmachen. Ich wünsche mir, dass so ein Stein ins Rollen gebracht wird.

 

Das Gespräch führte Karoline Keßler-Wirth