Ist eine Biopsie der Prostata wirklich nötig?

Wenn der Verdacht auf Prostatakrebs im Raum steht, kann eine Prostatabiopsie notwendig sein. Die Gewebeentnahme aus dem verdächtigen Bereich ist die einzige sichere Möglichkeit, um eventuell vorhandenen Prostatakrebs festzustellen.

A | Ist eine Prostatabiopsie bei Verdacht auf Prostatakrebs unbedingt erforderlich?

Eines vorab: Besprechen Sie sich vor der Entscheidung für eine Biopsie immer ausführlich mit Ihrem Arzt. Lassen Sie sich den möglichen Nutzen, die Risiken und die Konsequenzen der Prostatabiopsie gut erklären. Fragen Sie nach, wenn Sie nicht alles verstanden haben oder Ihnen etwas unklar ist. Erst dann entscheiden Sie!

Eine Gewebeentnahme (Biopsie) aus dem verdächtigen Bereich der Prostata ist derzeit die einzige Methode, um einen Prostatakrebs sicher zu diagnostizieren. Ärzte schlagen sie vor, wenn sich aufgrund der Tastuntersuchung oder des Verlaufs des PSA-Wertes Anhaltspunkte für ein Prostatakarzinom ergeben haben. Ein Pathologe untersucht das entnommene Gewebe anschließend unter dem Mikroskop. Die Biopsie beantwortet die Frage, ob ein Mann Prostatakrebs hat oder nicht. Pathologen sehen jedoch nicht nur, ob Krebszellen im Gewebe vorhanden sind. Sie gewinnen auch Informationen über die Aggressivität (Gleason-Score) und Ausdehnung des Tumors (TNM-Klassifikation). Diese Faktoren sind wiederum wichtig für die Auswahl der Krebsbehandlung.

 

Wie genau ist die Biopsie?

Bei der Gewebeentnahme besteht ein geringes Risiko, dass der Arzt den Prostatakrebs nicht „trifft“ und die Erkrankung damit übersehen wird. Manchmal weist die erste Prostatabiopsie zwar keinen Prostatakrebs nach, aber die Vorbefunde deuten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Prostatakarzinom hin. Dann ist eventuell eine erneute Prostatabiopsie ratsam, die sogenannte Re-Biopsie. Ärzte entnehmen in diesem Fall eine größere Anzahl von Gewebeproben.

B | Wie läuft eine Prostatabiopsie ab?

Eine Prostatabiopsie führen Ärzte in der Regel ambulant in der Klinik oder in einer urologischen Arztpraxis durch. Eine Vollnarkose oder ein stationärer Aufenthalt in der Klinik ist meist nicht notwendig. Der Eingriff selbst dauert nur wenige Minuten. Zum Einsatz kommt die sogannante Stanzbiopsie. Dabei entnimmt der Arzt mit feinen Nadeln sehr kleine Gewebezylinder aus der Prostata. Dies geschieht in der Regel über den Mastdarm (Rektum). Der medizinische Fachbegriff dafür ist rektale Prostatabiopsie.

Daneben können Ärzte sich auch über den Damm Zugang zur Prostata verschaffen und Gewebeproben entnehmen. Medizinisch heißt dieser Eingriff transperineale Prostatabiopsie. Manchmal kombinieren Ärzte den Eingriff auch mit einer Magnetresonanztomografie (MRT), um noch genauere Ergebnisse zu erhalten. Bei diesem Zugangsweg scheint die Steriliät besser gewährleistet und das Infektionsrisiko geringer zu sein als bei der rektalen Biopsie der Prostata. Es ist jedoch eine örtliche Betäubung oder eine Anästhesie des Rückenmarks (Spinalanästhesie) nötig.

So läuft eine rektale Prostatabiopsie ab:

  • Der Arzt betäubt die Prostata zunächst lokal. Über den Mastdarm sticht er mit dünnen Nadeln, die innen hohl sind, in die verschiedenen Abschnitte der Prostata und entnimmt mindestens zehn bis zwölf Gewebezylinder.
  • Die Einstiche gehen sehr schnell und verursachen keine oder nur sehr geringe Schmerzen.
  • Die Biopsie geschieht unter Ultraschallkontrolle: Der Arzt führt die Nadel gemeinsam mit einem Ultraschallkopf in den Enddarm ein. Auf dem Bildschirm kann er verfolgen, wo sich die Nadel genau befindet.

 

Anschließend untersucht ein Pathologe das entnommene Gewebe unter dem Mikroskop. Er kann erkennen, ob Krebszellen vorhanden sind – oder eben nicht. Bestätigt sich der Verdacht auf Prostatakrebs, lässt sich anhand des mikroskopischen Bildes auch die Aggressivität des Tumors abschätzen. Je stärker sich die Tumorzellen von gesunden Zellen unterscheiden, desto aggressiver ist der Tumor.

Prostata Hilfe Deutschland: Infografik - Prostatabiopsie

Prostatabiopsie: so funktioniert sie

Welche Risiken kann die Biopsie haben?

Die Biopsie ist ein ungefährliches Untersuchungsverfahren, bei dem nur äußerst selten Komplikationen auftreten – einer US-Studie zufolge sind sieben von 1.000 Männern davon betroffen. Die wichtigsten Risiken sind:

  • Viele Männer verspüren ein leichtes Druckgefühl, das Sie aber nicht beunruhigen muss. Es vergeht von selbst nach einiger Zeit wieder.
  • Probleme beim Wasserlassen: Manchmal legen Ärzte vorübergehend einen Katheter in die Harwege ein
  • Kreislaufstörungen während oder nach der Biopsie
  • Infektionmit Bakterien: Sie erhalten vorbeugend ein Antibiotikum zum Schutz vor bakteriellen Infektionen. Achten Sie darauf, ob sich einige Stunden oder Tage nach der Prostatabiopsie Fieber entwickelt – dies könnte ein Hinweis auf eine bakterielle Infektion der Prostata sein. Suchen Sie in diesem Fall sofort Ihren Arzt oder eine Klinik auf, damit sich die Erreger nicht über die Blutbahn ausbreiten!
  • Blutbeimengungen in Urin, Stuhl oder Ejakulat: Diese sind harmlos und vergehen meist einige Tage nach dem Eingriff von alleine.

Wichtig ist, dass eine Biopsie nach heutigem Wissen die Verbreitung von Krebszellen nicht begünstigt. Sie hat auch keinen Einfluss auf das Wachstum eines Tumors.

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C | Andere Diagnosemethoden bei Prostatakrebs

Einige Kliniken in Deutschland bieten spezielle Untersuchungsmethoden an, um den Prostatakrebs zu diagnostizieren. Dazu gehören zum Beispiel:

  • MRT-gesteuerte Biopsie: Die Magnetresonanztomografie (MRT oder Kernspintomografie) ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem Radiologen mit Hilfe von starken Magnetfeldern Bilder der Prostata erzeugen. Die Gewebeproben werden zielgerichtet unter Zuhilfenahme der MRT-Bilder entnommen.
  • Computerunterstützte Ultraschalluntersuchung: Der Arzte wertet die mittels Ultraschall gewonnenen Daten und Bilder mit dem Computer aus.
  • Ultraschall-Elastografie: Dabei weist der Arzt Elastizitätsveränderung des Gewebes nach, für die ein bösartiger Prostatatumor verantwortlich sein kann. Es lassen sich verschiedene Härtegrade unterscheiden.

Inwieweit diese Untersuchungsmethoden bei der Diagnose von Prostatakrebs einen zusätzlichen Nutzen bringen, ist noch nicht abschließend geklärt. Ärzte und Kliniken setzen sie deshalb noch nicht routinemäßig ein.

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D | Nehmen Ärzte zu häufig Prostatabiopsien vor?

Sie entscheiden selbst, ob Sie eine erweiterte Prostatadiagnostik mit der Bestimmung des PSA-Wertes, transrektalem Ultraschall (TRUS) oder eine Prostatabiopsie durchführen lassen möchten. Sprechen Sie immer über alle Vorteile und Risiken mit Ihrem behandelnden Arzt und lassen Sie sich ausführlich informieren.

Einerseits gilt es, eine Überdiagnostik und Übertherapie zu vermeiden. Denn es gibt Formen von Prostatakrebs, die sehr langsam wachsen und einem Mann zu Lebzeiten nie gefährlich geworden wären. Andererseits wollen Ärzte einem Prostatakrebs möglichst frühzeitig auf die Spur kommen und ihn nicht zu spät diagnostizieren. Je früher sie ein Prostatakarzinom entdecken, desto besser lässt es sich behandeln und desto größer sind auch die Heilungschancen.

E | Wie hoch ist die Trefferquote bei Prostatabiopsien?

Die medizinischen Leitlinien zum Prostatakrebs legen fest, in welchen Fällen und wie Ärzte eine Stanzbiopsie durchführen sollen. Ziel ist es immer, das klinisch signifikante Prostatakarzinom zu diagnostizieren. Weitere Untersuchungsmethoden können die Diagnostik beim Prostatakrebs verfeinern, zum Beispiel die Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) oder rechnergestützte Ultraschalluntersuchungen mit Elastografie. So lässt sich ein Prostatakarzinom mit ausreichender Sicherheit feststellen oder ausschließen.

F | Wann ist eine erneute Biopsie nötig?

Manchmal genügt eine einmalige Biopsie nicht, um einen Prostatakrebs aufzudecken. In folgenden Fällen ist nach sechs Monaten eine erneute Gewebeentnahme ratsam:

  • Auffälliger PSA-Wert beziehungsweise PSA-Verlauf
  • Ausgedehnte High-Grade-PIN (Nachweis in mindestens vier Gewebeproben): Die Abkürzung „PIN“ steht für Prostatische Intraepitheliale Neoplasie. Solche veränderten Zellen in der Prostata gelten als Vorstufen für Prostatakrebs. Ärzte unterscheiden bei der PIN „low-grade“ (wenig veränderte) und „high-grade“ (stark veränderte) Zellen.
  • Tumorähnliche kleindrüsige Veränderungen (Atypical Small Acinar Proliferation = ASAP): Dies bedeutet, dass der Pathologe ungewöhnliche Zellen im Gewebe gefunden hat. Sie sind aber zu klein unter dem Mikroskop, um sie genauer zu identifizeren. So ist es nicht klar, um welche Art von Zellen es sich genau handelt und ob es Krebszellen sein könnten.
  • Isoliertes intraduktales Karzinom der Prostata (IDC‑P): In den Gängen und Drüsen der Prostata lassen sich Krebszellen nachweisen, die Basalmembran ist aber noch intakt.

Weiterführende Links

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Nicht jeder verspürt bei Prostatakrebs Symptome. Oft entdeckt der Hausarzt Anzeichen dafür bei einer Routineuntersuchung. Dann stehen weitere Untersuchungen an.

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Überstürzen Sie nichts! Es gilt, sich mit klarem Kopf und ganz in Ruhe fundiert über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.

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