Verdacht auf Prostatakrebs? Alle Untersuchungen

Nicht jeder Mann verspürt Symptome bei Prostatakrebs. Oft schöpft der Hausarzt den Verdacht auf Prostatakrebs im Rahmen von Routineuntersuchungen. Dann folgen weitere Untersuchungen, um den Verdacht auszuräumen - oder zu bestätigen.

Aktualisiert und medizinisch geprüft am 30.11.2023
Ingrid Müller, Chefredakteurin und Medizinjournalistin

Inhaltsverzeichnis

A | Verdacht auf Prostatakrebs: Tastuntersuchung

Bei einem Verdacht auf Prostatakrebs führen Ärztinnen und Ärzte eine Tastuntersuchung der Prostata durch. Diese digital-rektale Untersuchung (DRU) ist der (oft ungeliebte) Klassiker unter den Vorsorgeuntersuchungen. Im Rahmen der Früherkennung von Prostatakrebs kann sie eine Ergänzung zum PSA-Test sein. Die DRU gilt aber als vergleichsweise ungenaue Methode. Sie eignet sich nicht als alleinige Maßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs.

Bei einer DRU tastet der Arzt oder die Ärztin die Prostata mit dem Finger vom Enddarm aus ab. Die Prostata liegt direkt hinter dem Darm, sodass sie sich gut erfühlen lässt. So lassen sich Informationen über die Größe, Form und Beschaffenheit der Vorsteherdrüse gewinnen und Veränderungen aufspüren.

Übrigens: Auch wenn wohl die meisten Männer die Tastuntersuchung scheuen – für Ihren Arzt ist sie Routine und in wenigen Sekunden vorbei. Und: Viele Frauen müssen sich solche Untersuchungen ihrer Körperöffnungen weitaus häufiger gefallen lassen.

Die Tastuntersuchung immer erst nach der Blutabnahme statt, wenn Ärztinnen und Ärzte zusätzlich den PSA-Wert bestimmen. Der Grund: Die digital-rektale Untersuchung kann den PSA-Wert verfälschen, weil der Arzt beim Abtasten einen gewissen Druck auf die Prostata ausübt. 

YouTube inaktiv

Aufgrund Ihrer Cookie-Einstellungen kann dieses Modul nicht geladen werden.
Wenn Sie dieses Modul sehen möchten, passen Sie bitte Ihre Cookie-Einstellungen entsprechend an.

Der Urologe Dr. Frank Schiefelbein erkärt, was einen Arzt bei der Tastuntersuchung Verdacht schöpfen lässt. 

B | PSA-Wert und PSA-Test – alle Infos

Beim PSA-Test messen Ärzrinnen und Ärzte die Menge eines Eiweißes namens „prostataspezifisches Antigen“ im Blut. Abgekürzt wird es als PSA. Ein erhöhter PSA-Wert kann auf Prostatakrebs hindeuten, muss aber nicht zwangsläufig ein Prostatakarzinom bedeuten. Denn es gibt viele Faktoren und Gründe, die den PSA-Wert erhöhen, aber nichts mit Prostatakrebs zu tun haben. 

 

YouTube inaktiv

Aufgrund Ihrer Cookie-Einstellungen kann dieses Modul nicht geladen werden.
Wenn Sie dieses Modul sehen möchten, passen Sie bitte Ihre Cookie-Einstellungen entsprechend an.

Der Urologe Dr. Frank Schiefelbein erklärt, was hinter einem erhöhten PSA stecken kann.

C | Welche Untersuchungen kommen noch auf mich zu?

Die Tastuntersuchung und der PSA-Wert alleine genügen noch nicht, um Prostatakrebs sicher zu diagnostizieren oder auszuschließen. Beide Untersuchungen liefern jedoch wichtige Anhaltspunkte für ein Prostatakarzinom. Anschließend folgen noch weitere Untersuchungen, um die Frage zu klären, ob ein Prostatakrebs vorliegt oder nicht.  Die wichtigsten Untersuchungen im Überblick!

- Multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT)

Die multiparametrische MRT (mpMRT) setzen Ärzte jetzt zusätzlich zur Biopsie ein. Durch die Kombination beider Verfahren - die sogenannte "Fusionsbiopsie" - lassen sich etwas mehr Prostatakarzinome aufspüren als mit jeweils einer Methode alleine. Wichtig bei der mpMRT ist es, dass Radiologen und Radiologinnen sie unter den geltenden Qualitätsstandards durchführen. 

- Biopsie - Gewebeentnahme aus der Prostata

Ob tatsächlich ein Prostatakrebs vorliegt, können Ärzte und Ärztinnen mit hoher Sicherheit über eine Gewebeentnahme aus der Prostata herausfinden. Diese Methode heißt auch Prostatabiopsie. Die gewonnenen Zellen untersucht ein Pathologe oder eine Patholgoin dann feingeweblich unter dem Mikroskop. So lässt es sich erkennen, ob in der Gewebeprobe Krebszellen vorhanden sind oder ob es sich um gesunde Zellen handelt.

Ärzte und Ärztinnen schlagen eine Biopsie der Prostata vor, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:

  • kontrollierter PSA-Wert von ≥ 4 ng/ml bei der erstmaligen Früherkennungsuntersuchung - Ärzte müssen dabei mögliche Einflussfaktoren berücksichtigen
  • Ergebnis bei der digital-rektalen Untersuchung, das auf einen Prostatakrebs hindeutet
  • auffälliger PSA-Anstieg, ohne dass das Bestimmungsverfahren geändert wurde

- Transrektaler Ultraschall (TRUS)

Ergänzend führen Urologen und Urologinnen oft noch eine Ultraschalluntersuchung der Prostata über den Enddarm durch. Transrektaler Ultraschall (TRUS) ist der Fachbegriff dafür. Die Ultraschallbilder der Prostata liefern Ihrem Arzt weitere wichtige Hinweise auf einen möglichen Prostatakrebs.

- Diagnose Prostatakrebs - weitere Untersuchungen

Wenn die Diagnose Prostatakrebs steht, müssen Ärztinnen noch einige Fragen beantworten, die wichtig für die Behandlung von Prostatakrebs sind: 

 

Wenn Ihre Befunde eher auf ein niedriges Rückfallrisiko hindeuten (Tumorkategorie cT1 und niedrig-Risiko-Parameter), sind keine weiteren bildgebenden Untersuchungen notwendig. Sie können dann gemeinsam mit Ihrem Arzt oder der Ärztin alle Therapiemöglichkeiten besprechen.  

Bei weiter fortgeschrittenem und agressiverem Prostatakrebs kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz:

  • Computertomografie (CT) des Beckens - eine Methode, die mit Röntgenstrahlen arbeitet und detaillierte Schnittbilder der Beckenorgane liefert. Ärzte setzen die CT bei Männern mit  einem Gleason-Score von ≥ 8 oder einer Kategorie cT3/4 ein.
  • Magnetresonanztomografie (MRT) der Beckenorgane - sie ist eine Alternative zur CT.
  • Skelettszintigrafie - ein nuklearmedizinisches Verfahren, das Metastasen in den Knochen aufspüren kann. Die Knochenszintigrafie kommt bei einem PSA-Wert von > 10 ng/ml oder einem Gleason-Score ≥ 8 oder einer T-Kategorie cT3/4 oder Knochenschmerzen zum Einsatz.
  • PSMA-PET-CT - diese noch relativ neue Methode kann Metastasen bei Prostatakrebs mit einer höheren Genauigkeit nachweisen als die Kombination aus Computertomografie und Szintigrafie. Das PSMA-PET/CT können Ärzte beim Hoch-Risiko Prostatakarzinom (Gleason-Score 8-10 oder T-Kategorie cT3/cT4 oder PSA≥20ng/ml) einsetzen, um die Ausbreitung zu bestimmen.

 

Erst wenn alle Ergebnisse vorliegen, besprechen Sie zusammen mit Ihrem Arzt oder der Ärztin sämtliche Behandlungsmöglichkeiten. Nehmen Sie sich Zeit für die Entscheidung und überstürzen Sie nichts. Diskutieren Sie alle Vor- und Nachteile einer Krebstherapie mit Ihrem Arzt oder der Ärztin. Aber: Schieben Sie die Behandlung auch nicht unnötig auf!

 

Autorin: Ingrid Müller

Quellen:

Das könnte Sie auch noch interessieren!

Previous Next

Früherkennung – was soll ich denn da?

___

Jährlich erkranken in Deutschland rund 65.000 Männer an Prostatakrebs – Tendenz steigend. Informieren Sie sich über Früherkennungs-Untersuchungen, um eine bewusste Entscheidung treffen zu können.

Ist eine Biopsie wirklich erforderlich?

___

Je nach Untersuchungsergebnis kann eine Biopsie notwendig sein. Sie ist die einzig sichere Möglichkeit, um eventuell vorhandenen Krebs festzustellen.

Unsere Partner