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Aktive Überwachung – darum sollten Sie sich gesund ernähren!
11. November 2024 | von Ingrid MüllerEine gesunde Ernährung während einer Aktiven Überwachung kann Männern mit Prostatakrebs helfen. Das Risiko sinkt, dass ihr Tumor aggressiver und somit behandlungsbedürftig wird.
Die Aktive Überwachung (active surveillance) ist eine Strategie für Männer mit einem frühen, wenig aggressiven Prostatakrebs. Diese Tumoren haben ein niedriges Risiko, dass sie fortschreiten und Metastasen bilden. Ärztinnen und Ärzte beobachten den Tumor bei einer Aktiven Überwachung nur, behandeln ihn aber zunächst nicht. Erst wenn er wächst, beginnt die Krebstherapie. Eine Heilung ist auch dann immer noch möglich.
Eine neue Studie der Johns Hopkins Medicine brachte jetzt einen neuen Zusammenhang ans Licht, der Männern während der active surveillance helfen könnte: Eine gesunde Ernährung! Sie könnte das Risiko senken, dass der Prostatakrebs in ein aggressiveres Stadium übergeht - und somit behandlungsbedürftig wird. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichte die Forschungsgruppe um Bruce Trock im renommierten Fachmagazin „JAMA Oncology“ (Oktoberausgabe 2024).
„Viele Männer, bei denen ein Prostatakarzinom mit niedrigem Risiko diagnostiziert wurde, wünschen sich Maßnahmen, mit denen Sie selbst den Tumor daran hindern können, aggressiver zu werden“, erklärt Bruce Trock, Professor für Urologe, Epidemiologie und Onkologie an der Johns Hopkins University School of Medicine und Seniorautor der Studie. „Die am häufigsten gestellte Frage ist, welche Rolle die Ernährung spielt“, so Trock weiter. Diese Männer seien motiviert, Veränderungen vorzunehmen, die vielleicht ihre Prognose verbessern könnten.
Pflanzliche Ernährung Viel Obst und Gemüse können die Gefahr bannen, dass Prostatakrebs fortschreitet oder wiederkehrt, so eine Studie. |
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Prostatakrebs: Einteilung in Grade – je nach Aggressivität
Wenn Ärztinnen und Ärzte Prostatakrebs diagnostiziert haben, ordnen sie ihn einem Tumorgrad zu (sogenanntes Grading). Maßgeblich ist hier, wie sehr die Krebszellen gesunden Zellen noch ähnlich sind. Je unähnlicher (schlechter differenziert) sie sind, desto aggressiver sind sie. Die Zahlen reichen von 1 (gesunden Zellen noch sehr ähnlich, wenig aggressiv, metastasieren nicht) bis zum Stadium 5 (gesunden Zellen sehr unähnlich, sehr aggressiv, können sich ohne Behandlung schnell im Körper ausbreiten).
Die aktive Überwachung eignet sich für Männer mit einem Niedrigrisiko-Prostatakrebs sowie neuerdings für einige weitere Männer mit einem speziellen Risikoprofil. Ärztinnen und Ärzte kontrollieren den Tumor während der active surveillance regelmäßig durch Gewebeentnahmen (Biopsien). Sie überprüfen in bestimmten Zeitabständen, ob sich die Krebszellen verändert haben und in ein aggressiveres (höheres) Stadium übergegangen sind. Ist dies der Fall, folgt in der Regel eine Krebsbehandlung, zum Beispiel eine Operation (radikale Prostatektomie) oder Strahlentherapie. Diese Reklassifizierung des Tumorgrades spielt auch eine Rolle, um die Wirksamkeit einer Krebstherapie oder von Veränderungen des Lebensstils zu überprüfen.
Fragen zur Ernährungsweise
An der Studie nahmen 886 Männer teil, die im Schnitt 66 Jahre alt waren und bei denen ein Niedrigrisiko-Prostatakrebs (Grad 1) diagnostiziert worden war. Sie alle unterzogen sich einer aktiven Überwachung. Zu Beginn der Studie beantworteten sie einen standardisierten Fragebogen (Block Food Frequency Questionnaire). Dieser enthielt mehrere Fragen rund um die Ernährung.
Aus den Antworten der Männer kalkulierten die Forschenden einen persönlichen Index zum Gesunden Essen (Healthy Eating Index, HEI). Dieser rangierte von 0 (ungesund) bis 100 (sehr gesund). Der HEI gilt als zuverlässiges Messinstrument, um die allgemeine Qualität der Ernährung zu erfassen. Er zeigt, wie gut sich eine Person an die offiziellen Ernährungsempfehlungen hält. In den USA sind dies die „Dietary Guidelines for Americans“ des U.S. Department of Agriculture, in Deutschland gelten die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Die Forschungsgruppe wollte wissen, ob Männer mit einem höheren HEI-Score und einer qualitativ besseren Ernährung ein geringeres Risiko hatten, in den kommenden Jahren eine Reklassifizierung ihres Tumorgrades zu erleben. Auch den sogenannten E-HEI (energieangepassten HEI) werteten sie aus. Dieser Score berücksichtigt, wie viele Kalorien ein Mensch täglich zu sich nimmt.
Neben diesen beiden Messgrößen - HEI und E-HEI – kalkulierten die Forschenden für jeden Mann den sogenannten Dietary Inflammatory Index (DII) und den energieangepassten DII (E-DII). „DII und E-DII schätzen den entzündlichen beziehungsweise antientzündlichen Effekt von Nahrungsmitteln ab. Ein höherer Wert ist ein Hinweis, dass die Ernährungsweise mit mehr Entzündungen in Verbindung stehen könnte. Diese könnten wiederum zum Fortschreiten des Prostatakrebses beitragen“, so Zhuo Tony Su, leitender Studienautor. „Wir haben überprüft, ob ein höheres entzündliches Potenzial der Ernährung mit einem höheren Risiko für die Reklassifizierung des Tumorgrades verbunden war“, so Su weiter.
10 Ernährungstipps! Lesen Sie, wie eine gesunde Ernährungs aussehen könnte und welchen Schutz sie bieten kann.
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Gesunde Ernährung kann helfen!
Die Forschungsgruppe beobachtete die Studienteilnehmer über einen Zeitraum von 6,5 Jahren nach ihrer Prostatakrebsdiagnose. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Bei 187 Männer (21 Prozent) wurde der Tumor als Grad 2 oder höher reklassifiziert. 55 dieser Männer (6 Prozent) erlebten eine deutlichere Höherstufung in Grad 3 oder höher.
- Zwischen den HEI/ E-HEI-Werten und dem Übergang in einen aggressiveren Prostatakrebs (höheren Grad) gab es einen Zusammenhang: Je höher die beiden Werte waren (je gesünder die Ernährung), desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass der Prostatakrebs höhergestuft wurde (aggressiver geworden war) – und eine auf die Heilung abzielende Behandlung erforderlich wurde.
- Für Männer, die sich jeden Tag gesund ernährten, bedeutete jeder Anstieg von 12,5 Punkten auf der HEI-Skala ein etwa 15 Prozent niedrigeres Risiko, das ihr Tumor in Grad 2 oder höher eingestuft wurde. Das Risiko für die Neueinstufung in Grad 3 und höher war 30 Prozent niedriger.
- Es gab Hinweise darauf, dass ein geringeres entzündliches Potenzial der Nahrung ein möglicher risikoreduzierender Faktor ist – als Folge einer hochqualitativen Ernährung.
Nicht nachweisen ließ sich eine Verbindung zwischen den Ausgangswerten für DII und E-DII und der Reklassifikation des Tumorgrades. „Dieser fehlende Zusammenhang könnte darauf hindeuten, dass die Entzündungen den Übergang von einer gesunden zu einer krebskranken Prostata voranzutreiben“, vermutet Trock. „Bei Männer, die schon an Prostatakrebs erkrankt sind, könnte dagegen andere Mechanismen an den feinen biologischen Veränderungen von einem niedrigeren zu einem höheren Tumorgrad beteiligt sein, die womöglich durch die Ernährung beeinflusst werden“, vermutet Trock.
Der Urologe Prof. Christian Pavlovich von der Johns Hopkins University School of Medicine ordnet die Studienergebnisse so ein: „Viele frühere Studien haben den Zusammenhang zwischen der Ernährung und Prostatakrebs untersucht. Unsere Untersuchung hat deutliche Hinweise darauf gefunden hat, dass eine gesunde Ernährung das Risiko senken kann, dass sich der Prostatakrebs in ein aggressiveres Stadium weiterentwickelt. Wir konnten zeigen, dass sich die Anzahl der Männer während der aktiven Überwachung verminderte, bei denen der Tumorgrad reklassifiziert werden musste“, erklärt
Studie mit Einschränkungen
Die Forschungsgruppe nennt aber einige Einschränkungen für die Aussagekraft ihrer Studie. Ein Faktor sei, dass Patienten selbst Auskunft über ihre Ernährungsweise gegeben hatten und die Antworten somit subjektiv gewesen waren. Auch Veränderungen der Ernährung im Beobachtungszeitraum seien nicht erfasst worden. Zudem repräsentierten die Studienteilnehmer nicht die gesamte Bevölkerung. Eingeschlossen waren nicht alle Ethnien in vergleichbarer Anzahl. Die Ergebnisse ließen sich somit nicht grundsätzlich auf alle Männer übertragen.
„Unsere Erkenntnisse könnten aber für Männer hilfreich sein, die sich für die aktive Überwachung entscheiden und motiviert sind, ihren Lebensstil zu verändern, einschließlich ihrer Ernährung“, so Pavlovich.
Quellen:
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