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Prostatakrebs: Pflanzliche Ernährung wirkt sich positiv aus!

22. Februar 2023 | von Ingrid Müller

Eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse gilt grundsätzlich als gesund. Doch Männer mit Prostatakrebs könnten von den pflanzlichen Lebensmitteln besonders profitieren. In einer Studie senkte sie die Gefahr, dass das Prostatakarzinom weiter fortschritt – oder zurückkehrte. 

Viele pflanzliche Lebensmittel zu essen – das gilt ganz allgemein als gesund. Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Erbsen enthalten viele Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Sie haben vielfältige positive Wirkungen auf die Gesundheit. Deshalb sollten sie bei jedem Menschen – ob gesund oder krank – täglich in größeren Mengen auf dem Teller liegen. Doch Männer mit Prostatakrebs scheinen besonders von einer überwiegend pflanzlichen Ernährung zu profitieren, wie ein Forscherteam um Vivian N. Liu von der University of California, San Francisco, auf dem ASCO-Symposium in San Francisco berichtet. 

Dass Gemüsesorten wie Tomaten, die den sekundären Pflanzenstoff Lycopin enthalten, das Risiko für Prostatakrebs und die Sterblichkeit reduzieren können, vermuten Forschende schon länger. Nicht genau bekannt ist bisher, ob und wie sich eine pflanzenbasierte Ernährung auf das Überleben bei Prostatakrebs auswirkt – das wollten die Forschenden jetzt wissen. 

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Ernährungsfragebogen: Was essen Männer in welchen Mengen und wie oft?

Ausgewertet wurde eine Untergruppe der Studie namens „Cancer of the Prostate Strategic Urologic Research Endeavor“ (CaPSURE). Diese umfasste 2038 Männer, die an Prostatakrebs erkrankt waren und zwischen 43 und 102 Jahre alt waren. Die Stadien ihres Tumors reichten von T1 bis T3a. Alle Männer hatten im Schnitt 31,5 Monate nach ihrer Krebsdiagnose einen standardisierten Fragenbogen zu ihrer Ernährungsweise ausgefüllt (Food Frequency Questionnaire, FFQ). 

Die Forschenden wollten wissen, in welchen Mengen und wie oft die Männer rund 140 verschiedene Lebensmittel und Getränke konsumierten. Dazu gehörten „gute“ Nahrungsmittel wie Brokkoli und Kartoffeln, aber auch „ungünstige“ wie rotes Fleisch (z.B. Rind, Schwein, Lamm). Ein hoher Konsum an rotem Fleisch steht mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung, etwa Darmkrebs. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat daher rotes Fleisch sowie verarbeitete Fleisch- und Wurstwaren als „krebserregend“ eingestuft. 

Wie wirkt sich pflanzliche Ernährung bei Prostatakrebs aus?

Statistisch ermittelte das Forscherteam dann den Zusammenhang zwischen einer Ernährung, die besonders reich an pflanzlichen Lebensmitteln war, und dem Risiko, dass der Prostatakrebs weiter fortschritt (das Progressionsrisiko) oder zurückkehrte (Rezidivrisiko). In die Auswertung flossen noch verschiedene andere Faktoren mit ein, damit sie später das Ergebnis nicht verfälschten. Beispiele:

 

In ihrer Beobachtungsstudie analysierten die Forschenden, ob der Tumor zurückkehrte, weitere Krebsbehandlungen nötig waren, ob sich Knochenmetastasen entwickelt hatten und wie viele Männer aufgrund ihres Prostatakarzinoms starben. Außerdem wollten sie herausfinden, ob Bewegung und das Lauftempo einen Einfluss auf den Prostatakrebs hatte. Eine frühere Studie hatte Hinweise darauf geliefert.

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Pflanzliches Essen senkt Progressions- und Rückfallrisiko

Im Schnitt wurden die Männer über einen Zeitraum von 7,4 Jahren nach der Beantwortung des Ernährungsfragebogens beobachtet. In dieser Zeit schritt der Prostatakrebs bei 204 Männern fort (ungefähr zehn Prozent). 169 dieser Männer  entwickelten ein sogenanntes biochemisches Rezidiv (PSA-Rezidiv). Das bedeutet, dass sich die Rückkehr des Prostatakrebses allein aus dem erhöhten PSA-Wertes ablesen lässt. 

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  • Männer, die sich am überwiegend pflanzlich ernährten, hatten ein 52 Prozent niedrigeres Risiko, dass sich ihr Prostatakrebs weiterentwickelte als jene Männern, die am wenigsten pflanzliche Nahrungsmittel zu sich nahmen. 
  • Zudem war bei einer pflanzenreichen Ernährung die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls um 53 Prozent geringer als bei Männern, bei denen kaum Pflanzliches auf den Tisch kam.
  • Besonders Männer über 65 Jahre profitierten vom Verzehr einer großen Menge an pflanzlichen Lebensmitteln.
  • Auch ein schnelleres Lauftempo wirkte sich positiv aus. Wer sich mehr als drei Stunden pro Woche flott bewegte und zugleich viele pflanzliche Nahrungsmittel zu sich nahm, konnte sein Risiko für das Fortschreiten des Prostatakarzinoms um 56 Prozent senken. Das Rezidivrisiko lag außerdem um 59 Prozent niedriger. 

 

Dieser Trend – nämlich dass sowohl das Progressions- als auch das Rückfallrisiko sinken - ließ sich unabhängig vom Alter, Stadium oder von der Aggressivität des Prostatakrebses beobachten. Diese Faktoren veränderten den Zusammenhang zwischen der pflanzlichen Ernährung und dem Fortschreiten beziehungsweise der Krebsrückkehr nicht. 

„Die Studienergebnisse lassen vermuten, dass eine pflanzenbasierte Ernährungsweise mit einem geringeren Risiko für das Fortscheiten sowie für ein Rezidiv verbunden ist“, schreiben die Studienautorinnen. „Das gilt besonders für ältere Männer und jene, die ein schnelleres Lauftempo an den Tag legten.“ 

Bei Prostatakrebs besser und gesünder essen

Von einer Ernährungsweise, die viel Pflanzliches umfasst, profitieren Männern mit Prostatakrebs also.  „Wir hoffen, dass die Studienergebnisse Männer dazu ermutigen, sich besser und gesünder zu ernähren“, erklärt Vivian N. Liu, die Hauptkoordinatorin der Studie. “Wir wissen, dass eine Ernährung mit viel Gemüse, Früchten, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten unzählige gesundheitliche Vorteile bringt.“ 

Eine gesunde, ausgewogene und vielfältige Ernährung senke zum Beispiel das Risiko für die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Auf dieser Liste können wir jetzt noch den Vorteil ergänzen, dass sie das Fortschreiten von Prostatakrebs und seine Rückkehrwahrscheinlichkeit senkt“, so Liu.

Die Studie wurde auf dem Genitourinary Cancers Symposium 2023 im Rahmen des ASCO-Symposiums vom 16. Bis 18. Februar 2023 vorgestellt.  

Gesunde und vollwertige Ernährung bei Krebs – was ist das? 

Über die Ernährung versorgt jeder Mensch seinen Körper mit ausreichend Vitaminen, Mineralien und Nährstoffen (Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette). Krebskranke, zum Beispiel Männer mit Prostatakrebs, sollten besonders gut auf eine gesunde, abwechslungsreiche und vollwertige Ernährung achten. 

Das Comprehensive Cancer Center (CCC) München gibt einige allgemeine Tipps dazu:

  • Die mediterrane Ernährungsweise gilt als besonders gesund. Sie setzt auf überwiegend pflanzliche Lebensmittel (z.B. Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, pflanzliche Öle und Fette) und frische Zutaten. Diese Lebensmittel sind kaum industriell verarbeitet. 
  • Eine Ernährungsberatung (zum Beispiel in der Rehaklinik) kann dabei helfen, gute und weniger gute Lebensmittel sowie die richtige Zubereitung von Lebensmitteln besser kennenzulernen. 
  • Wenn Sie es vertragen: Essen Sie, worauf Sie Lust haben. Wichtig ist, dass das Essen schmeckt, ein Genuss ist und Freude macht! 
  • Ganz auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten müssen Krebskranke nicht. Vielmehr kommt es auf die Menge und Häufigkeit des Verzehrs an. Verbote beim Essen sind eher kontraproduktiv. 
  • Eine besondere „Krebsdiät“, die das Krebswachstum hemmt, das Fortschreiten verhindert oder das Rückfallrisiko senkt, gibt es nicht – das gilt auch für Prostatakrebs.
  • Die Nahrungsmitteln sollten qualitativ hochwertig sein - am besten sind sie „bio“ und stammen sie aus regionaler, ökologischer und nachhaltiger Landwirtschaft. 
  • Fleisch (am besten nur in geringen Mengen und weißes Fleisch statt rotes) sollte idealerweise nicht aus der Massentierhaltung stammen, sondern von artgerecht gehaltenen und gefütterten Tieren.
  • Fertiggerichte sollten Krebskranke sparsam verzehren, auch wenn ihre Qualität oft gar nicht so schlecht ist. Sie enthalten oft größere Mengen an Zucker, Fetten, Konservierungs- und Aromastoffen, die oft nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Zudem sind solche Convenience-Produkte meist arm an Ballaststoffen. 
  • Auch von Fast Food wie Pizza, Burger und Co sollten Krebskranke öfters die Finger lassen. 

 

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Ernährung bei Krebs – was essen?

  • Essen Sie mindestens fünf Portionen (je eine Handvoll) verschiedenes Gemüse und Obst pro Tag. Der Anteil an Gemüse sollte höher sein, weil Früchte oft viel Zucker enthalten. 
  • Essen Sie „farbenfroh“ – das heißt zum Beispiel  grüne, rote oder gelbe Gemüsesorten.
  • Bringen Sie nicht immer das Gleiche auf den Teller, sondern essen Sie abwechslungsreich – also viele verschiedene Lebensmittel.
  • Achten Sie darauf, welches Obst und Gemüse gerade Saison hat. So haben zum Beispiel Erdbeeren im Winter oft lange Reisen hinter sich und sind zusätzlich häufig mit Pestiziden belastet.
  • Verzehren Sie viele Ballaststoffe! Besonders ballaststoffreich sind Gemüse, Vollkornprodukte (z.B. Vollkornnudeln, Vollkornreis) und Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen). Beobachten Sie, ob Sie diese gut vertragen, denn Hülsenfrüchte fördern Blähungen. 
  • Schränken Sie Ihren Fleischkonsum ein – ein- bis zweimal pro Woche ist Fleisch in Ordnung. Bevorzugen Sie weißes Fleisch wie Pute, Hähnchen oder Truthahn.
  • Seien Sie sparsam mit Wurst und verarbeiteten Fleischwaren. Wählen Sie am besten magere, fettarme Geflügelwurstsorte, wenn Sie auf Ihr Körpergewicht achten müssen. Gegrilltes, geräuchertes oder gepökeltes Fleisch sollten sie nur ab und zu essen.
  • Greifen Sie ein- bis zweimal wöchentlich zu Fisch, etwa Hering, Lachs, Makrele oder Forelle.
  • Bevorzugen Sie pflanzliche Öle, etwa Rapsöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl oder Leinöl. Sie enthalten gesunde (ein- oder mehrfach) ungesättigte Fettsäuren.  Tierische Fette sind dagegen reich an gesättigten Fettsäuren, die als ungesund gelten.
  • Salzen Sie wenig und verwenden Sie stattdessen lieber frische Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Basilikum oder Oregano.
  • Verzehren Sie möglichst wenig Lebensmittel aus Weißmehl, etwa Weißbrot, Baguette oder Kuchen.
  • Schränken Sie Ihren Zuckerkonsum ein und wählen Sie kalorienarme Getränke. Viel Zucker enthalten unter anderem Cola, Limonade, Fruchtnektare, Eistee und Energydrinks, aber auch Süßigkeiten, Torten, Kekse und Kuchen.
  • Wenn Sie Alkohol trinken – dann nicht täglich und nur wenig. Legen Sie häufiger Alkoholpausen ein. 

 

Quellen: