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Fatigue bleibt bei Prostatakrebs oft lange

19. September 2025 | von Ingrid Müller

Eine Fatigue erleben viele Menschen mit einer Krebserkrankung, auch Männer mit Prostatakrebs. Anderes als vorher angenommen kann sie sogar bis zu 16 Jahre nach der Krebsdiagnose noch anhalten, ergab eine Studie der Deutschen Krebsforschungszentrums (DFKZ). 

Fatigue im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung wie dem Prostatakrebs ist keine Seltenheit. Bis zu 85 Prozent der Menschen erleben während einer aktiven Krebstherapie eine übermäßige Erschöpfung, die über das normale Maß hinausgeht und sich auf allen Ebenen abspielt: Sie erfasst den Körper, die Seele und den Geist. Mit einer normalen Müdigkeit, die viele zum Beispiel nach dem Sport kennen, hat die Fatigue nichts zu tun. 

Zwar bessert sich die tumorassoziierte Fatigue oft mit der Zeit wieder. Aber rund ein Drittel aller Langzeitüberlebenden mit Prostatakrebs, Brust- und Darmkrebs leidet auch noch bis zu 16 Jahre später unter einer ausgeprägten Fatigue. Dies ergab die aktuelle CAESAR-Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). 

„Die Fatigue bleibt ein Langzeitproblem.“,  schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie. „Fatigue ist nicht nur eine erhebliche Belastung im Alltag, sondern geht auch mit einem deutlich erhöhten Risiko für eine vorzeitige Sterblichkeit einher.“ Die Ergebnisse wurden im Juli 2025 im Fachblatt British Journal of Cancer veröffentlicht.

Fatigue

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Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild Fatigue - Schlafender Mann
© Olichel/Pixabay.com

Fatigue auch noch 16 Jahre später 

An der Studie nahmen mehr als 6000 Männer und Frauen teil. Bei ihrer Krebsdiagnose – Prostata-, Brust- oder Darmkrebs - waren sie zwischen 20 und 75 Jahre alt. Ihre Daten stammten aus Krebsregistern der sechs Bundesländer Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein. Verglichen wurden die Probandinnen und Probanden mit einer Kontrollgruppe, die nicht an Krebs erkrankt war. 

Alle füllten einen Fragebogen zur Fatigue aus, das sogenannte Fatigue Assessment Questionnaire (FAQ). Er enthält verschiedene Fragen zur emotionalen, kognitiven und körperlichen Fatigue sowie zu Schlafproblemen. Die Forschungsgruppe wollte herausfinden, wie häufig die Fatigue war und welche Risikofaktoren die Prognose beeinflussen.

34 bis 39 Prozent der Befragten berichteten von anhaltenden Erschöpfungssymptomen, auch noch nach 5 bis 16 Jahren. Die Fatigue blieb also über viele Jahre ein Langzeitbegleiter. Bei manchen trat die übermäßige Erschöpfung auch erneut auf. Vor allem bei jüngeren Menschen hielt die Fatigue oft lange an. Bisher waren Forschende davon ausgegangen,  dass sich die  Fatigue mit der Zeit bessert, wenn die Krebsbehandlungen abgeschlossen sind. 

Eine Rolle spielten auch die Krebsbehandlungen. Besonders die Chemotherapie wirkte sich auf die Häufigkeit der Fatigue und die Ausprägung der Symptome aus. Personen mit niedrigem Bildungsgrad, Depressionen und mehreren Begleiterkrankungen gaben häufiger an, unter einer Fatigue zu leiden. Auch Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht und Rauchen trugen wesentlich zur Fatigue bei. 

Eine ausgeprägte Fatigue – vor allem die körperliche Erschöpfung – war mit einem bis zu 2,4-fach erhöhten Sterberisiko verbunden. „Die Fatigue ist kein einheitliches Symptom“, erklärt Melissa Thong, die Erstautorin der Studie. „Wir konnten zeigen, dass körperliche, kognitive und affektive Fatigue unterschiedliche Risikofaktoren haben und auch verschieden stark mit der Sterblichkeit zusammenhängen.“

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Prostata Hilfe Deutschland: Symbolbild Yoga bei Krebs - Mann macht Kopfstand auf einer Wiese
© anant762/Pixabay.com

Fatigue-Screening in der Nachsorge notwendig

Die Forschungsgruppe fordert ein systematisches Fatigue-Screening im Rahmen der onkologischen Nachsorge, und zwar auch viele Jahre nach Abschluss der Krebsbehandlungen. „Langzeitüberlebende brauchen langfristige Betreuungskonzepte, die psychosoziale, körperliche und medizinische Aspekte integrieren“, erklärt Volker Arndt vom DKFZ, der Seniorautor der Studie. „Eine wirksame Fatigue-Therapie könnte nicht nur die Lebensqualität deutlich verbessern, sondern möglicherweise auch die Überlebenschancen erhöhen.“

Fatigue – immer müde trotz Schlaf und Ruhepausen

Fatigue ist eine sehr schwere, ausgeprägte Müdigkeit und Erschöpfung, die im Rahmen verschiedener Erkrankungen vorkommen kann, auch bei Prostatakrebs.  Typisch für die Fatigue ist, dass auch regelmäßige Ruhepausen und ausreichender Schlaf die Erschöpfung nicht vertreiben können. Die Antrieblosigkeit, Lustlosigkeit, Mattigkeit und Müdigkeit werden zum täglichen Begleiter. Sie stehen in keinem Verhältnis zu den vorausgegangen Aktivitäten. Der Grad der Erschöpfung ist aber individuell sehr verschieden. Auch ist die Fatigue nicht an jedem Tag gleich intensiv ausgeprägt. Viele berichten von guten und schlechten Tage.

Menschen mit Fatigue sind oft wenig leistungsfähig, haben wenig Antrieb, Energie, Kraft oder Motivation, zum Beispiel für Aktivitäten im Alltag, ihre Hobbys und ihren Beruf. Auch noch mehrere Jahre nach dem Ende der Krebsbehandlungen ist die Fatigue mit einer geringeren Arbeitsfähigkeit verknüpft und kann die Berufstätigkeit gefährden.

Quellen:

  • Thong, M.S.Y., Doege, D., Koch-Gallenkamp, L. et al. Fatigue in long-term cancer survivors: prevalence, associated factors, and mortality. A prospective population-based study. Br J Cancer (2025). https://doi.org/10.1038/s41416-025-03116-z (Abruf: 19.9.2025)
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), https://www.dkfz.de/aktuelles/pressemitteilungen/detail/fatigue-bleibt-ein-langzeitproblem-auch-nach-ueberstandener-krebserkrankung (Abruf: 19.9.2025)
  • Deutsche Krebshilfe, https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/mit-krebs-leben/fatigue-chronische-muedigkeit-bei-krebs/ (Abruf: 19.9.2025)
  • DKFZ, https://www.krebsinformationsdienst.de/nebenwirkungen-bei-krebs/fatigue
  • Deutsche Fatigue Gesellschaft, https://deutsche-fatigue-gesellschaft.de/ (Abruf: 19.9.2025)