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PSMA-PET/CT und Lutetium in der Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs

07. August 2022 | von Andrea Czygan

Das PSMA-PET/CT und Lutetium spielen in der Diagnostik und Behandlung von Prostatakrebs eine immer größere Rolle. Wir sprachen mit Prof. Andreas Buck über die neue Methode. Interview von Andrea Czygan

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Herr Prof. Buck, welchen Einfluss hat die verbesserte Bildgebung durch das PSMA-PET/CT auf die Therapie?

Die Methode des PSMA-PET gibt es ja schon seit einigen Jahren. Es ist die empfindlichste Technik, um im gesamten Organismus zu schauen, wo sich Prostatakrebsherde versteckt haben. Es ist weniger eine Technik, um den Tumor lokal darzustellen, da gibt es andere Methoden wie die Magnetresonanztomografie

Die PSMA-/PET-CT kommt beim Verdacht zum Einsatz, dass Lymphknoten, das Skelettsystem oder auch ganz andere Organe wie die Leber betroffen sind. Das ist ganz entscheidend für die Patienten, welche Therapie ausgewählt wird. Wenn ich sagen kann, dass dies ein Lokalrezidiv oder eine Lymphknotenmetastase ist, kann ich auch sehr gezielt eine Therapie vorschlagen. Ich kann Kollegen in der urologischen Chirurgie informieren, wo operiert oder bestrahlt werden muss. So kann man das Rezidiv oder die Metastase wieder beseitigen. 

PSMA-PET/CT

Lesen Sie, was ein PSMA-PET/CT ist, wie es funktioniert und welche Vor- und Nachteile die Methode hat. Außerdem: PSMA in der Diagnostik von Prostatakrebs.

Prostata Hilfe Deutschland: Illustrationsbild PSMA
© Joshua Willson/Pixabay.com

Wir sehen leider auch Patienten, wo der Tumor sehr stark gestreut hat – dann gibt es viele Krebsherde. Man weiß dann aber auch, dass eine lokale Therapie keinen Sinn macht. Dann gibt es systemische Therapien, die im ganzen Körper wirken - oder auch die Radioligandentherapie mit Lutetium

Wäre das PSMA-PET/CT die Ablösung für die Szintigrafie?

Wissenschaftlich ist das noch nicht bewiesen. Der große Vorteil des PSMA-PET/CT ist, dass sie sehr empfindlich ist. Ich sehe Knochenherde, aber auch alles andere: Metastasen in der Lunge, Leber oder in den Lymphknoten. Deswegen setzen wir die Skelett-Szintigrafie kaum noch ein. Es gibt aber nach wie vor spezielle Fragen, die sich damit abklären lassen.

Für welche Männer mit Prostatakrebs eignet sich die Lutetium-Therapie?

Sie ist ein sehr neues Verfahren, das auch noch nicht zugelassen ist. Daher bitte ich die Patienten um ein bisschen Geduld. Die Lutetium-Therapie hat natürlich viele Vorteile. Man merkt erst einmal nicht viel davon. Die Therapie wird ja in mehreren Zyklen gegeben, meist sind es sechs Zyklen über ein halbes bis dreiviertel Jahr. 

Lutetium-Therapie

Mit Lutetium-177 PSMA-617 wurde jetzt in den USA ein neues Medikament zugelassen. Außerdem: Auch Studien wiesen nach, dass Lutetium Männern helfen kann. 

Prostata Hilfe Deutschland: Krebszellen in Blau mit violetten Eiweißstrukturen auf der Oberfläche
(c) Design Cells/Adobe Stock

Aufpassen muss man, weil sich die Nierenfunktion verschlechtern kann. Auch das Knochenmark kann beeinträchtigt sein, weil man doch die Knochennische bestrahlt. Das sieht man aber im Verlauf der Lutetium-Behandlung. Die meisten Männer sprechen sehr gut auf die Therapie an und haben wenige Nebenwirkungen. Deshalb möchten auch viele Männer mit Prostatakrebs die Therapie haben. 

Derzeit ist es nur bewiesen, dass die Lutetium-Therapie von Vorteil ist, wenn die Chemotherapie nichts gebracht hat oder viele Nebenwirkungen mit sich bringt. Wir können heute noch nicht sagen, ob man die PSMA-Lutetium-Therapie vor der Chemotherapie durchführen sollte. Es gibt Studien dazu, die gerade noch laufen. In drei bis vier Jahren werden wir das aber wissen. 

Ich empfehle daher Männern, den etablierten Therapien mit wissenschaftlichem Wirksamkeitsnachweis zumindest eine Chance zu geben. Wenn man sieht, dass sie nicht ausreichend wirken oder viele Nebenwirkungen verursachen, kann man die Lutetium-Therapie bekommen.