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Prostata-Harnröhren-Lifting (PUL) bei Prostatavergrößerung

04. Dezember 2023 | von Ingrid Müller

Eine vergrößerte Prostata lässt sich verschieden behandeln. Eine Möglichkeit ist das Prostata-Harnröhren-Lifting (PUL). Lesen Sie, wie die Methode funktioniert und abläuft. Außerdem alles über die Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Kosten und für welchen Mann sie sich eignet.

Kurzüberblick

  • Was ist ein Prostata-Harnröhren-Lifting (PUL)? Eine minimal-invasive Behandlung bei Prostatavergrößerung, die als schonend gilt, durchführbar z.B. in einer Klinik unter Voll- oder Regionalnarkose
  • Ablauf und Dauer: Im Rahmen einer Blasenspiegelung, mit einem Einführinstrument werden kleine Implantate in die Prostata eingebracht, sie halten das Prostatagewebe bei Seite und die Harnröhre öffnet sich wieder 
  • Wie wirksam? Verbessert die Beschwerden beim Wasserlassen, den Harnfluss und die Lebensqualität, keine Beeinträchtigung der sexuellen Funktion (Erektion, Ejakulation)
  • Nebenwirkungen: meist vorübergehend, z.B. Blut im Urin, Schmerzen beim Wasserlassen, vermehrter Harndrang
  • Welcher Arzt? Urologe oder Urologin in einer Klinik, Tagesklinik oder ambulantem OP-Zentrum, mit Erfahrung mit diesem Eingriff
  • Kosten: Gesetzliche Krankenkassen tragen die Kosten nicht, private Krankenversicherung bezahlen den Eingriff oft
  • Für welchen Mann? Geeignet für  Prostatagröße von bis zu 80 cm3, Mittellappen der Prostata sollte am besten nicht vergrößert sein

Was ist ein Prostata-Harnröhren-Lifting? 

Für eine vergrößerte Prostata gibt es viele verschiedene Behandlungen. Sie reichen von kontrolliertem Zuwarten über pflanzliche Arzneimittel und Medikamente bis hin zur Operation mit unterschiedlichen Techniken wie Strom (z.B. TURP), Laser, Wasserdampf oder Wasserstrahl. Eine weitere Möglichkeit, um die gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) zu behandeln, ist das sogenannte Prostata-Harnröhren-Lifting. Der englische Fachbegriff dafür ist „Prostatic Urethral Lift“ (PUL), der Markenname Urolift®. 

Warum wir den Markennamen Urolift® nennen:

  • Für das Prostata-Harnröhren-Lifting gibt es derzeit nur ein Verfahren, die Urolift-Methode.
  • Wir haben unsere Nutzer im Blick: Wer nach diesem Verfahren bei Prostatavergrößerung im Internet sucht, soll den redaktionellen Inhalt auffinden und sich informieren können.

PUL gehört zu den minimal-invasiven Verfahren („Schlüssellochchirurgie“), die ohne große Schnitte auskommen und daher als schonend gelten. Das “Lifting” der Prostata verbessert die Symptome beim Wasserlassen, unter denen Männer mit einer gutartigen Prostatavergrößerung zu leiden haben (sogenannter IPSS-Score). Auch der Harnfluss und die Lebensqualität der Männer verbessern sich. Die aktuelle Leitlinie zur Prostatahyperplasie kommt jedoch zu dem Schluss, dass diese Verbesserungen bei den Prostata-Symptomen nicht so gut ausfallen wie bei der transurethralen Resektion der Prostata (TURP). Diese Methode gilt nach wie vor als „Standard“ bei der Behandlung einer gutartigen Prostatavergrößerung. 

Urolift: Ablauf und Dauer

Der Ablauf des Urolift-Verfahrens lässt sich vereinfacht so beschreiben:

  • Der Eingriff erfolgt im Rahmen einer Blasenspiegelung (Zystoskopie) mit Hilfe eines speziellen Endoskops, einem Urethroskop. Dieses ist mit einer kleinen Kamera und einer Lichtquelle ausgerüstet und wird über die Harnröhre eingeführt.
  • Über das Endoskop und die Harnröhre führt der Operateur oder die Operateurin jetzt ein spezielles Instrument ein.
  • Über dieses Einführungsinstrument werden in jenen Teil der Harnröhre, die durch die Prostata verläuft, dauerhafte „Anker“ platziert. Dabei handelt es sich um kleine Implantate
  • Die Implantate bestehen aus einer Kapselspange aus Nitinol (einer Nickel-Titan-Legierung), einer Harnröhrenspange aus Edelstahl und einem Faden aus Polyethylen, der beide Teile des Implantats miteinander verbindet.
  • Meist werden vier bis sechs Implantate in die Prostata eingesetzt. Jedes Einführungsinstrument enthält ein Implantat.
  • Die Implantate heben die Prostatalappen an, komprimieren sie und halten sie zur Seite. Die Prostata engt dann die Harnröhre nicht mehr ein.
  • Das Spezialinstrument wird wieder entfernt.
  • Durch die Implantate öffnet sich die Harnröhre, sie wird erweitert und bleibt dauerhaft offen. Man spricht deshalb von einem „Lifting“. Der Harn kann jetzt wieder ohne Hindernisse abfließen.
  • Die Dauer des Eingriffs beträgt in der Regel weniger als eine Stunde. Meist können Sie am gleichen Tag (ohne Katheter) nach Hause gehen.

 

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Prostata-Harnröhren-Lifting: Wie gut ist die Wirksamkeit?

In Studien verbesserte die Urolift-Methode die Prostata-Symptome (nach IPSS-Score) in der Regel deutlich. Im Beobachtungszeitraum von einem Jahr nahmen die Beschwerden beim Wasserlassen um 39 bis 52 Prozent ab. Eine entscheidende Verbesserung ließ sich auch beim Harnabfluss und der Lebensqualität der Männer nachweisen. Beobachtet wurden die Männer in Studien über ein, drei und fünf Jahre. Auch nach mehreren Jahren hatten die positiven Effekte noch Bestand. Ein Prostata-Harnröhren-Lifting scheint also auch langfristig wirksam zu sein. 

Bei 13,6 Prozent der Männer war jedoch innerhalb von fünf Jahren ein erneuter Eingriff nötig. Im Schnitt liegt die Rate der Männer, die sich einem weiteren Eingriff unterziehen müssen,  bei sechs Prozent pro Jahr. Dies ergab eine sogenannte Metastudie, für die ein Forschungsteam insgesamt sieben Studien ausgewertet hatte. 

Urolift beeinflusste weder die Ejakulation noch die Erektile Funktion. Es ließ sich also keine Erektile Dysfunktion beobachten. Dies ist für viele Männer mit einer Prostatavergrößerung ein wesentlicher Punkt, besonders für jüngere Männer. 

- Wie gut ist Urolift im Vergleich zur TURP?

Eine Studie verglich das Prostata-Harnröhren-Lifting mit der TURP. Die wichtigsten Ergebnisse nach einem Jahr waren:

  • TURP verbesserte den IPSS-Score (die Prostata-Symptome) stärker als der Urolift: 15,4 Punkte versus 11,4 Punkte
  • Die maximale Harnflussrate verbesserte sich nach einer TURP mehr als beim PUL.
  • Auch nach zwei Jahren waren die Verbesserungen bei den Prostatabeschwerden und der Harnflussrate bei der TURP noch stärker ausgeprägt als beim Prostata-Harnröhren-Lifting.
  • 34 Prozent der Männer hatten nach einer TURP das Problem der retrograden Ejakulation. Dabei geschieht der Samenerguss rückwärts in die Harnblase und nicht über den Penis nach draußen. Dagegen erlebten Männer nach einer PUL dieses Problem der retrograden Ejakulation nicht. Auch die erektile Funktion war nach einer PUL nicht eingeschränkt.
     

Fazit: Das PUL-Verfahren ist im Vergleich zur TURP zwar weniger wirksam, was die Prostata-Symptome angeht. Bei der Lebensqualität sind beide Methoden ungefähr miteinander vergleichbar. Beim Erhalt der Sexualfunktion scheint das PUL-Verfahren jedoch der TURP überlegen. Allerdings sind die analysierten Studien oft sehr unterschiedlich, was ihre Aussagekraft einschränken könnte. 

- Wie gut ist das Prostata-Lifting im Vergleich zu Medikamenten?

Eine Metaanalyse, die insgesamt vier Studien einschloss, verglich die Wirksamkeit des PUL mit jener von Medikamenten, die bei einer Prostatavergrößerung oft zum Einsatz kommen. Die Forschungsgruppe wollte wissen, wie sich beide Behandlungen langfristig auf die sexuelle Gesundheit von Männern auswirken. Verglichen wurde PUL mit dem Wirkstoff Doxazosin (ein Alphablocker) sowie mit dem Wirkstoff Finasterid (ein 5-alpha-Reduktase-Hemmer) sowie mit einer Kombination beider Medikamente. 

Die Auswertung der Studie ergab, dass PUL besser als die Medikamente abschneidet, wenn es um die Funktionen der Ejakulation und Erektionsfähigkeit geht. 

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Urolift: Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Wie jede Behandlung und jeder chirurgische Eingriff kann auch das Prostata-Harnröhren-Lifting einige Nebenwirkungen mit sich bringen. Am häufigsten kamen folgende Nebenwirkungen und Komplikationen nach dem PUL vor:

  • Blut im Urin (16 bis 75 Prozent)
  • Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen (25 bis 53 Prozent)
  • Beckenschmerzen (3,7 bis 19,3 Prozent)
  • Verstärkter Harndrang (7,8 bis 10 Prozent)
  • Vorübergehende Inkontinenz (1,9 bis 16 Prozent) 
  • Harnwegsinfektionen (3,2 bis 10 Prozent)

 

Die meisten dieser Symptome waren leicht bis mittelschwer ausgeprägt. Außerdem dauerten sie in der Regel nur zwei bis vier Wochen nach dem Eingriff an. Sie waren also nur vorübergehender Natur. 

PUL: Welcher Arzt führt den Eingriff durch?

Die richtige Anlaufstelle für das Prostata-Harnröhren-Lifting ist ein Urologe oder eine Urologin. Wichtig ist, dass der Arzt oder die Ärztin für den Eingriff geschult ist und Erfahrung mit dem PUL-Verfahren hat. Sie können über Suchmaschinen nach Ärzten und Ärztinnen recherchieren. Es gibt mehrere Kliniken und OP-Zentren in Deutschland, die das Prostata-Harnröhren-Lifting anbieten. Meist schreiben sie dies auf ihrer Webseite. 

Den Eingriff können Ärzte und Ärztinnen unter einer Vollnarkose, aber auch unter einer lokalen Betäubung (Regionalanästhesie) durchführen. In der Regel können Sie nach kurzer Zeit wieder nach Hause gehen.  Urolift lässt sich zum Beispiel in einer Klinik, Tagesklinik oder einem ambulanten OP-Zentrum durchführen. 

Urolift: Welche Kosten und wer trägt sie?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für das Prostata-Harnröhren-Lifting in der Regel nicht. Männer müssten den Eingriff selbst bezahlen. Wie teuer der Eingriff wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Anzahl der eingebrachten Implantate. Die Kosten können sich auf mehrere Tausend Euro belaufen. Informieren Sie sich vorher, welche Kosten auf Sie zukommen. Die privaten Krankenversicherungen bezahlen das PUL-Verfahren in vielen Fällen. Sie sollten aber vorher immer nachfragen. 

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Prostata-Harnröhren-Lifting – für wen, für wen nicht? 

Das PUL-Verfahren eignet sich für Männer mit einer Prostatagröße von bis zu 80 cm3. PUL sollten Männer in Zentren durchführen lassen, die Erfahrung mit dem Urolift haben.  Die dauerhafte Kompression der Prostata hat keine negativen Auswirkungen die sexuelle Funktion. Sie kann eine Alternative zur TURP sein, welche die Ejakulation schont. 

Wenn der Mittellappen der Prostata vergrößert ist, eignet sich die PUL-Methode vermutlich nicht. In Studien war dies bislang ein Ausschlusskriterium. Es gibt aber aus Untersuchungen erste Hinweise darauf, dass sich eventuell auch ein vergrößerter Mittellappen der Prostata mittels Urolift behandeln lässt. 

Besprechen Sie ausführlich mit Ihrem Urologen oder Ihrer Urologin, welche Behandlung der Prostatavergrößerung für Sie in Frage kommt. Es gibt noch viele andere Therapien bei der Prostatahyperplasie.

Quellen:

  • S2e-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS), Stand Februar 2023, https://register.awmf.org/assets/guidelines/043-034l_S2e_Diagnostik_Therapie_benignes_Prostatasyndrom_2023-04.pdf (Abruf: 1.12.2023)
  • Urolift, https://de.urolift.com/ (Abruf: 1.12.2023)